Bezirksliga Süd, 8. Spieltag 2000/2001
ESV Lok Meiningen - SG Barchfeld/Breitungen I   3 : 5

Ausgerechnet der hohe Favorit Barchfeld/Breitungen sollte nach dem enttäuschenden letzten Spieltagen als "Aufbaugegner" herhalten. Das aus auslandstechnischen Gründen seit Saisonbeginn verwaiste Brett wurde gegen die aktuelle Nr. 26 in Thüringen, Hausknecht bewußt freigelassen, um nicht durch ein "Opfer" von Jörges die hinteren Bretter unnötig zu schwächen. Eine minimale Chance wurde ohnehin nur bei optimalem Spiel in diesem Spitzenduell erwartet. Entsprechend vorsichtig begannen auch die Partien. Jörges hatte mit Rohmeiß einen weiteren thüringer Spitzenmann als Gegner. Hier galt es trotz weißer Steine nur zu überleben. Jörges wählte einen entsprechenden ruhigen und besonnenen Spielaufbau, der das anvisierte Ziel gut widerspiegelte. Müller an Brett 3 wartete mit Schwarz ab, um dann bei Gelegenheit einen Konter zu starten. Lehmann stellte sich ruhig auf, er wollte seinen Gegenspieler mit einer mühevollen strategischen Strategie langsam zu kleinen Schwächen bringen. Rößner an Brett 5 hatte bereits nach wenigen Zügen aufgrund der exzentrischen Eröffnungswahl seines Gegners neues Terrain zu bewältigen. Dies sollte viel Zeit und Kraft kosten. Latka hatte gegen einen aggressiv eingestellten Gegenspieler schon sehr früh mit Verteidigungsaufgaben zu tun. Ganz anders agierte Jan Grube an Brett 7, der trotz schwarzer Figuren schon bald einen interessanten Angriff startete. Am letzten Brett schließlich agierte ein optimistischer Achim Grube, der genau denselben Gegner bereits einmal besiegen konnte.
Schon nach zwei Stunden wurde das erste Resultat vermeldet. Jörges Plan war aufgegangen. Sein Gegenspieler war der mühevollen Partie leid und akzeptierte ein Remisangebot. Somit schien es, als seien die Meininger Chancen auf einen positiven Ausgang des Treffens gestiegen. Dieser angenehme Eindruck währte leider nur kurze Zeit. Müller griff in einer ausgeglichenen Stellung fehl und büßte eine Figur ein. Sein Gegner ließ sich diesen Vorteil nicht mehr nehmen und vermeldete alsbald den Sieg.
Dann ging es Schlag auf Schlag. Jan Grube hatte mittlerweile einen schönen Angriff erhalten, übersah jedoch in der etwas unübersichtlichen Stellung den Gewinnweg und konnte schließlich noch froh sein, daß der Gegner erleichtert über die nicht mehr erwartete Rettung nun nicht seinerseits die Siegchance suchte, sondern in ein Remis einwilligte. Schade um die schöne Partie. Kurze Zeit später mußte Latka in vollkommen auswegloser Situation die Waffen strecken. So stand es dann mittlerweile 1:4 und ein weiteres Debakel schien seinen Lauf zu nehmen.
Der erste Lichtblick wurde schließlich durch Rößner geliefert, der seine schwierige Ausgangslage gut gemeistert hatte und am Ende gar noch Angriffsversuche anstellen konnte. Da allerdings hier etwas die Durchschlagskraft fehlte, kam es dann zum Friedensschluß. Derweil hatte Lehmann seine Figuren gut in Aufstellung bringen können und überlegte gerade, an welcher Stelle ein Durchbruch am erfolgversprechendsten erschien, da wurde seinem Gegner die "Wartezeit" zu lang und er öffnete seinerseits etwas unvorbereitet die Stellung und lief damit voll in das offene Messer. Mit großem Vergnügen konnte Lehmann nun das gegnerische Lager förmlich sezieren und dabei auch noch Material gewinnen. Sein Widerpart verlor dann recht bald den Mut und gab auf. Damit hatte Lok wenigstens den Ehrentreffer setzen können.
Schließlich blieb nur noch Grube sen. übrig, der sich mit seinem Gegner nicht auf ein Ende der Partie einigen konnte. In einem extrem komplizierten Damenendspiel mit einem Mehrbauern für Grube versuchte dieser verzweifelt, doch noch einen Gewinnweg zu finden. Nach über fünf Stunden Spielzeit und weit mehr als 100 Zügen mußte er jedoch nach aufopferungsvollen Bemühungen in ein Remis einwilligen.
Der Endstand von 3:5 spiegelt den Verlauf des Spieltages ziemlich gut wieder, ist aber angesichts der individuellen Fehler und den daraus resultierenden unnötigen Punktverlusten dennoch sehr ärgerlich. Durch die Niederlage fiel Lok außerdem auf Platz 4 zurück. Im direkten Letztrundenduell gegen Schmalkalden ist der Sprung aufs Treppchen jedoch durchaus wieder möglich.
Breitungen steht auf jeden Fall als souveräner Staffelsieger fest. Wir wünschen ihnen viel Erfolg im nächsten Jahr in der Landesklasse West.
Auch die zweite Mannschaft kam aufgrund einer 3,5:4,5-Niederlage mit leeren Händen aus Suhl zurück. Angesichts dessen, daß hier nur 7 Spieler zur Verfügung standen immer noch ein sehr gutes Abschneiden.

Peter Lehmann