Bezirksliga Süd, 2. Spieltag 2002/03

ESV Lok Meiningen - SG Trusetal 92   5,5 : 2,5

Nach dem knappen Sieg in Runde 1 erwartete Lok mit Ruhla II einen Gegner, der bereits im letzten Jahr zum ersten Stolperstein für eventuelle Aufstiegsambitionen geworden war. Dies war Warnung genug, dazu fielen mit A. Lehmann und Jörges zwei Stammspieler aus dem vorderen Bereich aufgrund Auslandsaufenthaltes aus. Trotzdem hatte sich Lok einen Sieg vorgenommen.
Zu Beginn der Runde lief das Meiste wie erwartet. Müller an Brett Eins hatte es wie häufig mit einem nominell schwächeren Gegner zu tun, der trotz weißer Steine sehr passiv an die Partie heranging. Somit zwang er Müller, wollte dieser die Partie nicht im Remis versanden lassen, seine Stellung offensiv zu behandeln. Müller opferte eine Leichtfigur und bekam dafür einen interessanten Angriff auf den Königsflügel seines Kontrahenten. Lehmann [2] war aufgrund seines sehr ärgerlichen Remis in Runde 1 besonders motiviert und begann sehr zielstrebig, verschiedene Schwächen in der gegnerischen Bauernstruktur zu erzeugen. Jan Grube [3] führte von Beginn an eine ziemlich ausgeglichene Partie. Rößner [4] versuchte ebenso wie Lehmann, seinen Kontrahenten frühzeitig unter Druck zu setzen. Am erfreulichsten war zu diesem Zeitpunkt die Situation bei Latka [5]. Sie hatte ihren jugendlichen Kontrahenten stellungsmäßig sehr schnell überspielt und eine Stellung erreicht, in der Sieg nur noch eine Frage der Zeit schien. Joachim Grube [6] kam durch einige Ungenauigkeiten etwas in Bedrängnis und mußte eine Qualität geben, hier stand die Aufgabe, die Partie möglichst ins Remis
zu retten. Zenk [7] erreichte eine ausgeglichene interessante Stellung, die beiden Seiten Möglichkeiten einräumte. Seifert [8] ging mit großem Optimismus an seine Partie, die ihn später Kopf und Kragen kosten sollte.
Kurz vor Mittag bahnten sich die ersten Entscheidungen an. Jan Grube konnte keinen entscheidenden Vorteil erringen und willigte ins Remis ein, da übermotivierter Gewinnversuch nur unnötiges Risiko nach sich gezogen hätte. Kurze Zeit später konnte Lehmann, der seine Vorteile kontinuierlich ausgebaut hatte, den Lohn seiner gut geführten Partie ernten. Nach einem verzweifelten Opfer seines Gegners konterte er diesen aus und zwang ihn zur Aufgabe.
Die sich ergebende Führung hielt leider nur kurze Zeit. Seifert konzentrierte sich nur auf seine eigenen Angriffsbemühungen und hielt ein Ablenkungsmanöver seines Gegenübers, wobei dieser einen ganzen Turm opferte für einen Fehler. Im Gefühl des sicheren Sieges übersah er dabei die listige Mattdrohung auf seinen König und wurde matt gesetzt. Leider war dieser Fehler nur der Beginn einer kollektiven Schlafeinlage der gesamten hinteren Mannschaft. Latka stellte in absoluter Gewinnstellung einen kompletten Turm ein, Joachim Grube und Zenk verloren ebenfalls entscheidendes Material. Rößners folgender wunderschöner Sieg bedeutete somit leider letztmalig die Führung für Meiningen. Zenk konnte das verlorene Material nicht wieder gewinnen und gab auf. Joachim Grube glaubte, mit einem waghalsigen Figurenopfer die Partie noch zu seinen Gunsten wenden zu können und gab damit die gute Chance trotz materieller Unterlegenheit wenigstens noch ein Remis zu sichern. Latka hatte nach einem ängstlichen Manövers ihres jugendlichen Gegners, der für den Damentausch einen Springer opferte, plötzlich wieder alle Chancen doch noch den vollen Punkt zu holen. Aufgrund ihres vorherigen Patzers war ihre Energie jedoch gebrochen, nach einer Reihe von Ungenauigkeiten endete die Partie dann Remis. Somit stand es 3:3 und die beiden verbliebenen Partien mußten die Entscheidung geben. Müllers Gegner hatte seine Verteidigung geschickt geführt und war schließlich zu Gegenspiel gekommen, die vorhandene Mehrfigur gab dann schließlich den Ausschlag. Müller gab auf. Nun hätte Joachim Grube in seiner wesentlich schlechteren Stellung einen vollen Punkt holen müssen, um wenigstens ein 4:4 zu retten. Er kämpfte sprichwörtlich bis zur letzten Patrone, opferte seine letzte Figur und einige Bauern, um dadurch noch Chancen zu erhalten, doch es nutzte nichts. Sein Gegner behielt die Nerven, sah alle Fallen und konnte schließlich den vollen Punkt verbuchen.
Somit bleibt Ruhla auch in dieser Saison als Stolperstein für Meiningen erhalten. Eine deutliche Steigerung gegen Kleinschmalkalden wird notwendig sein.
Die zweite Mannschaft mußte aufgrund ihrer Spielerabgaben an die erste Mannschaft arg dezimiert antreten, das letzte Brett blieb gar frei. Eine deutliche Niederlage von 3:5 gegen Benshausen war das Resultat.

Peter Lehmann