5. Spieltag 2007/08

Bezirksliga Süd: ESV Lok Meiningen - VfB Vacha 3,5:4,5
Bezirksklasse Süd: ESV Lok Meiningen II - SG Barchfeldfeld/Breitungen II 2:6
Kreisliga Meiningen: ESV Lok Meiningen III - Steinbach/Altersbach II 0:4

Am fünften Spieltag kam es zum lang erwarteten ersten vorentscheidenden Duell um den Aufstieg in die Landesklasse. Zu Gast war der Absteiger VfB Vacha. Vacha, vorbelastet durch eine Niederlage gegen Suhl, musste unbedingt in Meiningen gewinnen, um im Aufstiegsrennen wieder dabei zu sein. Diese Ambitionen für diese Saison endgültig ad acta zu legen, war das erklärte Ziel des selbstbewussten Tabellenführers, dem ESV Lok Meiningen. Doch leider startete die Partie unter einer ungünstigen Voraussetzung. Peter Webel, einer der konstantesten Punktelieferanten an den Meininger Brettern, musste krankheitsbedingt passen. Der Verein wünscht ihm baldige Genesung! Wie wichtig dieser Wunsch auch für die Leistungsfähigkeit der ersten Mannschaft ist, sollte sich nur zu schnell herausstellen.
Wie aufgrund der Tabellensituation zu erwarten war, legten die Vachaer angriffslustig los, ohne jedoch zum Übermut zu neigen. Doch die Meininger waren gewarnt. Lehmann (Brett 1) startete etwas passiv, konnte sich jedoch relativ schnell stabilisieren. Eine ausgeglichene Stellung mit beidseitigen Möglichkeiten bildete sich heraus. Rößner (2) hatte mit Meyer einen äußerst erfahrenen Gegner vor sich, der es verstand, mit den schwarzen Steinen die Stellung schnell zu komplizieren. Eine sehr schwierige Stellung entstand. Grube (3) war gewillt, seine kürzlich unterbrochene, niederlagenfreie Serie erneut beginnen zu lassen. So war auch hier schon nach kurzer Zeit Feuer in der Partie. Jörges (4) war wie immer besonders motiviert, wenn es gegen Vacha geht, hat er doch dort das Licht der Welt erblickt und auch seine ersten Schachfiguren bewegt. Von Otte (5) kannte sein Gegenüber Kaden ebenfalls aus dem Effeff. Mehrere Jahre lang war Vacha seine schachliche Heimat. Somit war die Partie vom Start weg von großem gegenseitigen Respekt geprägt. Taktische Feinheiten bestimmten schnell das Geschehen. Weiß (6) konnte sich gut aus der Eröffnung entwickeln und stellte seinen Gegner bald vor erste Probleme. Ebenfalls erfreulich sah es an Brett 7 aus. Welsch konnte sich frühzeitig gut positionieren und seinen Stellungsvorteil erringen. Am 8. Brett wurde Hartmann als Ersatzmann für Webel aufgeboten. Normalerweise ein sicherer und zuverlässiger Spieler mit viel Erfahrung. Doch offenbar war der Druck, gerade in dieser extrem wichtigen Partie in dieser Saison zum ersten Mal in der Bezirksliga zu spielen, zu hoch. Schon nach kurzer Zeit kalkulierte er ein Abtauschmanöver falsch und hatte den Verlust einer Figur zu beklagen. Damit war die Partie faktisch abzuschreiben. Bald darauf war es soweit. Schon nach zwei Stunden musste er die Waffen strecken. Offensichtlich hatte diese Tatsache am Nachbarbrett eine ähnliche Wirkung hinterlassen wie ein Wirkungstreffer beim Boxen. Umgehend um einen Gegenschlag bemüht, opferte Welsch aus besserer Stellung heraus in einem unausgegorenen Manöver zwei Leichtfiguren für einen Turm. Der Vachaer nahm das Geschenk dankend an und es stand 2:0 für die Gäste. Ein größerer Fehlstart konnte kaum passieren. Doch nach Überwindung des Schockzustandes packten die verbliebenen Meininger den Kampfgeist aus. So schnell wollte man sich nicht geschlagen geben. Das Risiko wurde erhöht und bald brannte an den meisten Brettern die Luft. Lehmann ließ seinen Gegner am Königsflügel Angriffsversuche starten, um dafür im Mittelfeld und auf dem Damenflügel (wo sich aufgrund der großen Rochade der König des Vachaers befand) Gegenspiel zu erlangen. Vorteilhaft war hierbei, dass jeweils nur noch eine Leichtfigur auf beiden Seiten vorhanden war. Lehmann hatte einen Läufer, der gleichzeitig in seiner eigenen Königsstellung Deckungsaufgaben erfüllen und dennoch permanent tief ins gegnerische Hinterland leuchten konnte. Des Gegners Springer dagegen konnte lediglich als lahmer Gaul bezeichnet werden, der uneffektiv vor dem eigenen König herumstand. Auf Rößners Brett war kaum noch ein Überblick möglich. Ein wildes Gewirr aus Leichtfiguren und von Rößner vorgeschobenen Bauern wirbelten die gegnerische Stellung durcheinander. Rößner rechnete erst einmal besser und gewann Material, wobei sogar noch mehr drin gewesen wäre. An Grubes Brett wurden ebenfalls alle Brücken abgebrochen. Schließlich machten beide Spieler Jagd auf den jeweils gegnerischen König. Von Otte bemühte sich, in ausgeglichener Stellung, langsam kleine Stellungsvorteile zu erreichen, ein mühseliges und zeitraubendes Anliegen. Besser sah es bei Weiß aus. Hier ging es bereits schwungvoll in Richtung gegnerischer König. Währenddessen kochte es an den beiden Spitzenbrettern. Zügig schmelzenden Zeitpolstern standen komplizierte Stellungen gegenüber. An Rößners Brett war keine Spur mehr von bedächtigem Überlegen zu sehen. Wildeste Manöver wurden gestartet, widerlegt oder abgebrochen. Am Ende siegten die stärkeren Nerven. Rößner fand die besseren Züge als sein Gegenüber und gewann grandios, umringt von einer Traube Neugieriger. Dadurch bekam fast niemand mit, dass auch bei Lehmann die Entscheidung anstand. Sein Vachaer Kontrahent hatte viel Zeit verbraucht und musste nun in der entscheidenden Phase vor der Zeitkontrolle improvisieren, was ihn zu einem falschen Damenmanöver verleitete. Lehmann hatte sich seine Zeit besser eingeteilt. Mit einem Läufermanöver konnte er sowohl gleichzeitig die Dame angreifen als auch die Königsstellung anvisieren. Zur Krönung bekam er die seltene Gelegenheit, mit einem schönen Turmopfer eine Mattkombination einzuleiten und gewann damit fast zeitgleich mit Rößner. Nur kurze Zeit später schloss auch noch Weis konsequent seinen Angriff ab und brachte die Meininger nunmehr mit 3:2 in Führung. Da Jörges zu diesem Zeitpunkt mit erheblichen Problemen zu kämpfen hatte, standen die Zeichen auf ein Endresultat von 4:4, was für die Meininger nach dem schweren Start noch ein schöner Erfolg gewesen wäre. Der Abstand zum Verfolger Vacha wäre gleich geblieben. Doch genau in diesem Moment passierte das, was prinzipiell nicht passieren sollte, wogegen aber niemand vom Freizeitsportler bis zum Weltklassespieler gefeit ist: ein absoluter Aussetzer. Von Otte überlegte an verschiedenen Varianten und vergaß dabei schlicht und einfach, seinen angegriffenen Turm zu ziehen. In diesem Augenblick war die grandiose Aufholjagd erledigt. Angesichts der schwierigen Lage von Jörges versuchte Grube alles. Er opferte seine Remischancen einem verzweifelten Mattangriff, konnte es aber nicht mehr retten. Damit stand es 4:3 für Vacha, die es sich dann leisten konnten, ihre Vorteile in der Partie gegen Jörges zum Remis zu geben.
Durch diesen unglücklichen Ausgang haben die Meininger ihren Vorsprung verspielt. Vacha ist wieder voll im Rennen. Selbst der nächste Meininger Gegner Benshausen, wie Vacha und Meiningen ebenfalls mit 8:2 Punkten, hat noch Chancen. Die beste Ausgangsposition besitzt allerdings die zweite Mannschaft aus Suhl, die bisher nur einen Mannschaftspunkt abgegeben hat.
Lok Meiningen II ging ebenfalls geschwächt gegen die starke zweite Vertretung aus Barchfeld/Breitungen ins Rennen. Durch die Abstellung Hartmanns musste aufgerückt werden. Individuelle Fehler waren die Ursache, dass die Mannschaft frühzeitig in Zugzwang kam und die Wende nicht herbeiführen konnte. Die 2:6-Niederlage war zwar etwas zu hoch, aber keinesfalls unverdient. Zu erwähnen ist Latkas sicherer Sieg. Das neue Saisonziel für die Mannschaft kann nunmehr nur noch ein achtbarer Mittelplatz sein.
Die dritte Mannschaft, in der die jüngsten Meininger gegen größere Gegner Wettkampfpraxis bekommen sollen, war am Sonntag noch deutlich überfordert. Viel zu schnelles Spiel und Übereifer führten zu einem 0:4 gegen wesentlich ältere und noch stärkere Gegner. Auf jeden Fall viel Gelegenheit für die Jugendtrainer Jörges und Schmidt, ihren Schützlingen hier wieder wertvolle Fingerzeige geben zu können.