Schach, 9. Spieltag
Bezirksliga Süd: SC Rennsteig - ESV Lok Meiningen  4:4
Bezirksklasse Süd: SG Schweina - ESV Lok Meiningen II   3,5:4,5


Vollkommen unspektakulär sollte er werden, der 9. Spieltag der Schachspieler in der Bezirksliga Süd. Dann nämlich wäre nichts Unerwartetes passiert und der Aufstieg sicher unter Dach und Fach gebracht. So zumindest lautete die Vorgabe der Meininger, denn wohl nur eine deutliche Niederlage bei der SG Rennsteig hätte das abrupte Ende der schönen Zukunftsplanungen des ESV Lok bedeutet.
Den größten Unsicherheitsfaktor stellte der Gegner dar. Durch berufliche Ausfälle mehrmals in der Saison stark geschwächt, hatte der Schachclub Rennsteig aus Kleinschmalkalden seine Auflösung zum Saisonende verkündet. Durchaus möglich, dass zum Ende noch einmal ein Paukenschlag ungeahnte Kräfte freisetzen hätte können. Somit gingen die Meininger auf Nummer sicher und boten alles auf, was machbar war, um ganz sicher zu gehen, und die notwendigen vier Brettpunkte zu garantieren. So wurde für den kurzfristig beruflich ausgefallenen Welsch mit Latka die stärkste Kraft aus der Zweiten rekrutiert. Doch die Vorsicht war unbegründet. Auch in diesem Spiel personell gehandicapt ohne Ihren Kapitän Matthias Klein entwickelten die "Rennsteigler" keinen besonderen Ehrgeiz mehr. Nur noch ein achtbares Resultat und damit ein würdiger Abgang sollte in die Chronik eingehen. Nachdem sich bei Webel frühzeitig ein ganzer Punkt andeutete, wurden die an fast allen anderen Brettern sehr zeitig eingehenden Remisangebote der Gastgeber gerne angenommen. Als es dann tatsächlich 4:3 für Meiningen stand, hatte von Otte keine Lust mehr, seine noch lange nicht verlorene Partie weiterzuspielen. Er überließ in adeliger Großzügigkeit seiner Gegnerin den ganzen Punkt und gesellte sich stattdessen lieber zu seinen Mannschaftskameraden, die sich im Nebenraum schon ein Aufstiegsbierchen gönnten. Das große Saisonziel Aufstieg war so sehr sicher geschafft worden. Abgesehen vom "Betriebsunfall" gegen Vacha wurden alle vorangegangen Saisonspiele gewonnen, meist sogar recht souverän. Die große Stärke der Meininger war ihre Ausgeglichenheit, hatte doch selbst der "schlechteste" Meininger mit 4,5 Punkten aus 9 Partien noch gute 50 % zu bieten. Dazu kommt noch, dass in neun Runden lediglich zwei Mal ein Ersatzspieler zum Einsatz kommen musste. Sollte sich in der Zusammensetzung der Mannschaft keine Schwächung durch Abgänge ergeben, haben die Meininger gute Chancen, im Gegensatz zu ihren Einjahres-Ausflügen 1997 und 2004 nicht gleich wieder in die Bezirksliga zurückzukehren.
Bei der geschlossenen Mannschaftsleistung ist es schwierig, noch jemanden herauszuheben. Die Einzelbilanzen sprechen für sich: Peter Webel (Brett 6 bis 8) mit 7 aus 8, Daniel Weiß
(Brett 6 bis 8) mit 6 aus 8, Peter Lehmann (Brett 1) mit 6 aus 9 und Frank Jörges (Brett 4) mit 5,5 aus 9, Ulrich Welsch (Brett 6 bis 8) mit 5 Punkten aus 8 Partien. Alle fünf Spieler haben während der kompletten Saison nicht ein einziges Spiel verloren. Auch Wilhelm von Otte (Brett 5) mit 5,5 aus 9,  Jan Grube (Brett 3) mit 5 aus 9 und Uwe Rößner (Brett 2) mit 4,5 aus 9 brauchen nicht unzufrieden sein.
Das Ende des SC Rennsteig ist ein weiteres trauriges Kapitel im Vereinesterben der letzten Jahre.
Hoffentlich finden möglichst viele Spieler eine neue schachliche Heimat. Auch im Schach macht sich die negative Bevölkerungsentwicklung der letzten Jahre deutlich bemerkbar. Immer mehr Vereinen ohne eigene Nachwuchsarbeit droht ein ähnliches Schicksal. Dass das bei den Meiningern derzeit ganz anders aussieht, ist der engagierten Jugendarbeit in Meiningen zu verdanken. Unter Leitung der Jugendtrainer Frank Jörges und Andreas Schmidt streben einige Talente steil nach oben. Dass hier durchaus schon Wettkampftauglichkeit bis in den Erwachsenenbereich zu attestieren ist, zeigt das Ergebnis der zweiten Mannschaft. Mit vier Kindern im Alter zwischen 11 und 13 Jahren angetreten, zeigte die zweite Mannschaft des ESV Lok beim Tabellenführer und designierten Aufsteiger Schweina eine tolle Leistung und entthronte diese mit einem tollen 4,5:3,5-Auswärtssieg. Ein Ergebnis, dass zukunftsweisend sein sollte. Beendet man die Saison mit guten 12:6 Punkten als Tabellenvierter. Schweina, nunmehr Tabellenzweiter, steigt mit 13:5 Punkten in die Bezirksliga auf. Sollten also die Meininger in die neue Saison ohne personelle Verluste starten können, ist mittelfristig der Aufstieg in die Bezirksliga kein unerreichbares Ziel. Hervorragende Ergebnisse in der Saisonbilanz kann man folgenden Spielern bescheinigen: Andreas Schmidt am 2. Brett mit großartigen 7/9, Vera Latka mit niederlagenfreien 5,5/6, Joachim Grube mit 5,5/8. Aus der dritten Mannschaft ist noch besonders Martin Becker zu nennen. Vorher nie als aktiver Spieler in Erscheinung getreten, holte er aus dem Stand 5,5 Punkte aus 8 Spielen. Ein bemerkenswerter Start eines Spätberufenen, der sich immerhin schon im 5. Lebensjahrzehnt befindet. Auch die Gesamtbilanz der Kinder kann sich sehen lassen. Sebastian Hocke mit 3,8/8 in der Bezirksklasse, Lukas Becker (3,5/8), Jannik Webel (4/8) und Erik Rosenberg (2,5/6) dürften bald einigen Etablierten in der zweiten Mannschaft ernsthaft ihren Platz streitig machen.