Schach, 5. Spieltag
Landesklasse West:     ESV Lok Meiningen I – SC 51 Nordhausen   3 : 5
Bezirksklasse Süd:       ESV Lok Meiningen II – TSV 1863 Benshausen II  6,5 : 1,5
                                       ESV Lok Meiningen III – VfB 1919 Vacha II   2 : 6

Am 5. Spieltag in der Landesklasse West kam mit dem SC Nordhausen die nominell stärkste Mannschaft der Liga in die Theaterstadt gereist. Trotz rechtzeitiger Ankunft in Meiningen begann dann die Begegnung fast eine Stunde zu spät, da die Gäste den Wechsel des Spiellokals des Gastgebers ins Restaurant „Bombay“ zwar mitgeteilt bekommen, dann jedoch vergessen hatten. Da die Meininger angesichts der langen Anreise keinen unfairen Vorteil aus der Sache ziehen wollten, hatten sie mehr als 20 Minuten gewartet, bevor die Uhren angestellt wurden. Unverständlich und nicht fair dann die barsche Forderung, die Uhren auf den Ausgangszustand zurückzustellen, statt sich über das Meininger Entgegenkommen zu bedanken. Als dann noch bekannt wurde, dass die Gäste nur mit sieben Spielern angereist waren und so den Meininger Spitzenspieler, Großmeister Pähtz ins Leere laufen und somit umsonst aus Erfurt anreisen ließen, war dann die Stimmung nach dieser erneuten unsportlichen Aktion auch auf Meininger Seite im Keller. Dass Nordhausen für dieses Verhalten 15,- € Strafgebühren bezahlen muss, tröstet da nicht wirklich.
Zwar führte nun Meiningen aufgrund des freigelassenen Brettes mit 1:0 und hatte auch fast eine halbe Stunde Zeitvorsprung, dennoch durften sie sich aus Außenseiter fühlen. Nordhausen war nominal an 6 von 7 Brettern deutlich überlegen, in drei Fällen gar über 200 Wertungspunkte.
Trotz der angespannten Stimmung begannen die Gastgeber recht schwungvoll. Webel (Brett 2) hatte sich mit weißen Steinen etwas einfallen lassen. Nach der Eröffnungsphase gab Webel einen Bauern preis, um dafür am Damenflügel großen Druck zu entwickeln. Die a-Linie war geöffnet und von den beiden Weißen Türmen sicher besetzt. Schwieriger hatte es Lehmann. Gegen die Fidemeisterin Anischewa aus Russland brachte ihn ein unkorrekter Abtausch eines Bauern frühzeitig in die Defensive. Bei Rößner (3) konnte einem frühzeitig bange werden. Der Nordhäuser Favorit scherte sich nicht viel um Rößners Bemühungen, am Damenflügel Raumgewinn zu verzeichnen. Stattdessen stürmte er am Königsflügel, unterstützt von seinen Läufern, mit einer mächtigen Bauernwalze nach vorn. Nachdem sich dann im 20. Zug auch noch ein schwarzer Springer und die Dame am Angriff beteiligten, hätte auf den ersten Blick kaum jemand noch einen Pfifferling auf Rößner gesetzt. Jörges, der statt des erkrankten Kunath das 5. Brett besetzte, gelang es erst einmal, gegen die frühzeitigen Angriffsaktivitäten seines Widerparts eine recht stabile Stellung zu erreichen, was dem Nordhäuser sichtlich nicht schmeckte. Grube (6) kam relativ frühzeitig in Nachteil. Ein missglücktes Bauernmanöver kostete selbigen und ließ damit die Aussicht auf einen positiven Ausgang der Partie extrem ungünstig erscheinen. Einen eigenartigen Verlauf nahm die Partie von Otte´s. Meiningens einziger Favorit wurde durch den mit Schwarz spielenden Nordhäuser förmlich angesprungen. Von Otte musste von Beginn an hellwach sein, fand jedoch sicher die richtigen Entgegnungen und entwickelte Zug um Zug eine vorteilhafte Stellung. Am 8. Brett durfte nach ihrem positiven Auftreten in der Vorrunde erneut Latka ran. Ihr stabiler Aufbau gab ihren Mannschaftskameraden auch keinen Anlass zu übermäßigen Besorgnis.
Indessen ging es an den vorderen Brettern schon hoch her. Leider nicht sehr positiv für die Meininger. Webel hatte eine sehr verheißungsvolle Position erreicht. Doch statt nun mit den Türmen auf die 7. Reihe einzudringen und den Druck zu erhöhen, kam Webel auf die verhängnisvolle Idee, mit einem Leichtfigurenopfer gegen zwei Bauern selbst einen Freibauern zu bilden, um selbigen dann später in eine Dame zu verwandeln. Dabei tat er seinem Kontrahenten jedoch den Gefallen, durch seine „Räumaktion“ Platz für die schwarzen Türme zum Gegenangriff zu schaffen. Umgehend nutzte der Nordhäuser Spieler diese Chance und zwang Webel damit zur Aufgabe. Zur selben Zeit stand Lehmann unter massivem Beschuss. Die russische Meisterin hatte ihren Freiraum in brillianter Manier genutzt, um einen unwiderstehlichen Königsangriff mustergültig vorzutragen. Ein unbeteiligter Beobachter hätte beim Kiebitzen große Freude gehabt. Auch wenn Lehmann alles tat, seiner Gegnerin noch ein Bein zu stellen – vergeblich. Durch diesen Doppelschlag war Nordhausen in Führung gegangen. Doch dann ging es blitzschnell. Innerhalb weniger Minuten fanden drei weitere Partien ihr Ende. Überraschenderweise war es Rößner, der zuerst einen halben Punkt vermeldete. Der so furchteinflößend ausschauende Angriff des Nordhäusers versandete plötzlich. Nur ein zweifelhaftes Figurenopfer hätte hier noch etwas bewirken können. Da aber auf dem Damenflügel Rößners Türme schon in Konterstellung bereit standen, beließ es der Nordhäuser beim Dauerschach und damit beim Remis. Eine bemerkenswerte Partie.
Zur selben Zeit einigte sich auch Latka mit ihrem Gegner ebenfalls auf eine friedliche Punkteteilung. Somit durfte sie auch ihren zweiten Einsatz in der Landesklasse als Erfolg verbuchen. Kurze Zeit später war die Arbeit auch für von Otte getan. Sein übermütiger Kontrahent wurde regelrecht zerlegt. Doch die Meininger Hoffnung hielt nur kurzzeitig an. Jörges hatte in seinem anspruchsvollen Mittelspiel viel Zeit verbraucht. Daraus resultierten zwei ungenaue Züge, die ihm angesichts der offenen Stellung die Partie kosteten. Nachdem auch Grube seinen frühzeitig erlittenen Nachteil nicht mehr wett machen konnte, stand das Endresultat von 3:5 fest.
Man muss feststellen, dass die Meininger an diesem Tag gegen einen deutlich überlegenen Gegner kein Mittel gefunden hatten. Es ist zu hoffen, dass die Niederlage von den Gastgebern rechtzeitig verarbeitet wird, da in der nächsten Runde die Reise nach Bad Salzungen ansteht. In dieser Begegnung könnte Meiningen mit einem Sieg den Klassenerhalt bereits sichern.
Wesentlich erfreulicher gestaltete sich das Geschehen bei der zweiten Mannschaft. Auch Benshausen II wurde mit 6,5:1,5 nach Hause geschickt. Dabei führten Weiß, Grube sen. und Hartmann ihr „Unternehmen 100%“ erfolgreich mit dem 5. Punkt im 5. Spiel fort. 2,5 weitere Punkte steuerten die Nachwuchsspieler Webel jun., Weger und Hocke (remis) bei. Doch der Ernst des Lebens beginnt in der nächsten Runde. Mit der Reise nach Eisenach zur dortigen 2. Vertretung trifft man erstmals auf einen Mitkonkurrenten um den Aufstieg. Die dritte Mannschaft zog sich erneut achtbar mit zwei Punkten gegen Vacha II aus der Affäre. Die Punkte erzielten hierbei Scheftlein mit einem Sieg, Becker jun. und Nestor Oleak mit je einem halben Zähler.