Schach: Saison 2010/11, Spieltag 3

Landesklasse West: ESV Lok Meiningen I - SV Schmalkalden 04 I   3 : 5
Bezirksliga Süd : ESV Lok Meiningen II - SG Trusetal 92   3,5 : 4,5

Landesklasse West: Erstmals im Rahmen der Landesklasse stand das ewig junge Lokalderby gegen Schmalkalden auf dem Programm. Da keine Ausfälle zu verzeichnen waren, schauten die Meininger der Begegnung auch durchaus optimistisch entgegen. Doch auch die Gäste boten alles auf, was an Qualität beizubringen war, so trat der ehemalige Kleinschmalkalder Matthias Klein erstmals in der Landesklasse in Erscheinung. Ein spannendes Duell war also abzusehen. GM Pähtz am ersten Meininger Brett bekam es mit dem Schmalkalder Spitzenspieler Klingler zu tun, welcher auch sogleich mutig zu seiner Spezialeröffnung, 1. Bauer von f2 nach f4 griff. Ein kluger Schachzug, kennt er diese Variante doch aus dem eff-eff und auch ein Großmeister muss dann erst einmal einen Vorteil heraus spielen. Lehmann (2) freute sich, endlich einmal mit den weißen Steinen zu spielen und so selbst den Eröffnungsverlauf entscheidend bestimmen zu können. Ein langwieriges Damenbauernspiel kam aufs Brett. Von Otte (3) war gewarnt. Sein Gegner Lesser besitzt zwar keine sehr hohe Leistungszahl, ist aber aufgrund seiner Kombinationsstärke besonders in Meiningen gut bekannt, beim Meininger Schnellschachturnier konnte er sich neben einigen vorderen Plätzen auch schon zwei mal den Pokal sichern. Webel (4) wollte gegen den gewieften Klein erst einmal kein großes Risiko eingehen, es kam zu einer recht ruhigen Eröffnung. Jörges (5) kam trotz schwarzer Steine sehr gut aus der Eröffnung, es deutete sich ein spannender Positionskampf an. Grube (6) hatte es mit einem noch jungen, recht ungestümen Gegner zu tun. Alsbald „brannte das Brett“, wie die Schachspieler sagen, beide Spieler verbrauchten dabei viel Zeit. Weiß (7) kam gut aus der Eröffnung, während der Damenflügel und die Brettmitte ziemlich geschlossen wirkten, deutete sich ein entscheidender Kampf um eine offene Linie am Königsflügel an. Am achten Brett stand ein besonders interessantes Duell auf dem Programm: Hocke gegen Dr. Weigend, also Jugend gegen Erfahrung. In einer recht komplizierten Eröffnung sollte letztere auch bald für den Meininger unangenehm ihre Wirkung entfalten. Das etwas leichtsinnige „Aussperren“ der Dame in der Brettmitte (der Rückweg war durch eigene Figuren versperrt) machte Hocke alsbald zu schaffen, als der Schmalkalder zur Damenjagd blies.

Erste entscheidende Entwicklungen bahnten sich zur Mittagszeit an. Webel wurde für sein solides Spiel mit einem Remis belohnt. Doch die Freude darüber währte bei den Meiningern nicht allzu lang. Um nicht wieder in seinen üblichen Zeitdruck zu kommen, spielte Grube zügiger und wollte das Spiel vereinfachen. Leider übersah er dabei, dass am Ende eines Serienabtauschs von Leichtfiguren seine Dame durch einen Bauern angegriffen war und durch die notwendige Rettungsmaßnahme eine Leichtfigur beim Gegner „hängen blieb“. Jetzt kam es darauf an, in der nun doch beidseitig drohenden Zeitnot die besseren Nerven zu behalten und wieder ins Geschehen zurück zu finden. Leider musste Hocke inzwischen hinnehmen, dass seine Dame kein Fluchtfeld mehr hatte und zwangsweise gegen lediglich einen Turm getauscht werden musste. Der Rest war für den Schmalkalder Altmeister Routine, er brachte seine Mannschaft somit in Führung. Hoffnung machte der Verlauf an den anderen Brettern. Pähtz hatte einen leichten Vorteil herausgespielt, musste aber auch auf Gegenspiel achten. Lehmann war es gelungen, während der Zeitnotphase das Zepter zu übernehmen, ohne jedoch zu diesem Zeitpunkt schon von einer Gewinnstellung reden zu können. Von Otte hatte einen gesunden Mehrbauern, allerdings deutete sich ein schwieriges Endspiel mit Leichtfiguren und Bauern an. Jörges stand sehr solide und übte ordentlich Druck auf seinen Gegner aus, dieser verteidigte sich jedoch hartnäckig. Erfreuliches war von Grube zu melden. Tatsächlich war es ihm gelungen, das Zepter herumzureißen, er hatte nicht nur das verlorene Material zurück gewonnen, sondern schickte sich nunmehr an, bei den gegnerischen Bauern „aufzuräumen“. Doch die Meininger Ambitionen sollten sich jäh zerschlagen. In hochgradiger Zeitnot übersah Weiß bei einem gewinnverheißenden Manöver ein mögliches Zwischenschach, was ihn erst eine Leichtfigur und kurz darauf die komplette Partie kostete. Von Otte´s Partie war zwischenzeitlich in einem äußerst schwer zu gewinnenden Endspiel angelangt. Durch den nunmehrigen Zweipunkterückstand (0,5:2,5) sahen sich die verbliebenen Spieler gezwungen, das Risiko zu erhöhen. Lehmann hatte es hierbei am einfachsten, ihm war zwischenzeitlich ein zweifacher Bauernraub gelungen. Jörges stand vor der schwierigsten Entscheidung. Trotz gutem Spiels hatte der Schmalkalder dank hervorragender Verteidigung das Gleichgewicht halten können. Durch das in der Zwischenzeit reduzierte Material würde ein Gewaltangriff das Risiko beinhalten, das sichere Unentschieden auf´s Spiel zu setzen. Doch Jörges fackelte nicht lange. Als guter Mannschaftsspieler setzte er alles auf eine Karte und riss trotz aller Gefahr die Stellung auf. Eine nahezu unkalkulierbare Schlacht begann.

Eine Stunde später keimte noch einmal Hoffnung bei den Gastgebern auf. Grube hatte es tatsächlich geschafft, seinem demoralisierten Gegner noch zu bezwingen. Doch Punkt 15:00 Uhr bekamen die Schmalkalder einen moralischen Schub. Klingler war es tatsächlich gelungen, dank hervorragendem Gegenspiel dem Meininger Großmeister Pähtz einen halben Punkt abzutrotzen. Damit stand es 2:3 und es mussten noch mindestens 2 ganze Punkte für die Meininger her, um wenigstens einen Mannschaftspunkt zu behalten. Doch das Drama war nicht mehr aufzuhalten. Jörges hatte es tatsächlich geschafft, die gegnerische Stellung zu öffnen und gefährliche Drohungen aufzustellen. Doch sein Gegner behielt seine Form und seine Nerven im Griff. Er parierte sämtliche Angriffe und schließlich sollte das von Jörges geopferte Material den Partieausgang zu Ungunsten des Meiningers entscheiden. Damit war nicht nur der Mannschaftskampf verloren, sondern auch eine imposante Serie sollte zu Ende gehen. Die letzte Niederlage musste Jörges im Januar 2008, also fast drei Jahre zuvor einstecken! Formal besiegelt wurde das Endresultat schließlich durch das Partieende von Otte´s, der ebenfalls alles versuchte, die „tot-remise“ Stellung doch noch in einen Sieg zu verwandeln und dabei nach fast 120 Zügen noch die Zeit überschritt. So blieb es schließlich Lehmann vorbehalten, einen Meininger Ehrentreffer nach 6 Stunden Spielzeit und ebenfalls fast 100 Zügen zu erlangen.

Bezirksliga Süd: In Bestbesetzung antretend, rechneten sich die Meininger kleine Chancen auf einen Punktgewinn oder vielleicht sogar etwas mehr aus. Ulrich Welsch, der extra aus Italien angereist war, bestritt ein wildes Duell mit dem Trusetaler Vorzeigespieler Willner. Schon frühzeitig bewegten sich Figuren tief im gegnerischen Lager, auf beiden Seiten wurde ein Turm von seinem jeweiligen Ausgangsfeld im Eck herausgeschlagen. Leider endete diese Schlüsselpartie zugunsten des Trusetalers, so dass die schönen Siege durch Schmidt gegen Routinier Schley sowie durch Grube sen. und den jungen Weger leider nicht ausreichten, um zusammen mit dem unerwarteten Remis durch Scheftlein mehr als 3,5 Brettpunkte zu erzielen. Eine ehrenvolle Niederlage, die Überraschung wurde knapp verfehlt, so dass zusammen mit der derben Niederlage der 1. Mannschaft die Stimmung ziemlich am Boden war. Dennoch sollte das engagierte Auftreten Hoffnung für die nächste Begegnung gegen Benshausen machen, die von der Leistungsstärke ähnlich wie die Trusetaler einzuschätzen sind.