Schach: Saison 2010/11, Spieltag 4

Landesklasse West: SV Wartburgstadt Eisenach – ESV Lok Meiningen I   6 : 2
Bezirksliga Süd: TSV Benshausen – ESV Lok Meiningen II   5 : 3

Landesklasse West: Mit Eisenach stand ein alter Bekannter auf dem Spielplan für die Landesklassevertretung der Schachspieler des ESV Lok Meiningen. Schon in den Jahren in der Bezirksliga hatten sich die Eisenbahner mit den Wartburgstädtern heiße Duelle geliefert, bevor Eisenach noch vor den Meiningern den Sprung in die Landesklasse geschafft hatte. Angesichts dessen, dass mit P. Webel nur ein Stammspieler berufsbedingt ausfiel, rechneten sich die Südthüringer gute Chancen aus, mit etwas Zählbaren nach Hause fahren zu können. An Motivation fehlte es auch nicht, schmerzte die Niederlage gegen Schmalkalden in der Vorrunde doch noch heftig. Der verhaltene Beginn an den meisten Brettern zeugte von dem gegenseitigen Respekt, den sich beide Mannschaften zollten. Großmeister Pähtz bekam es am Spitzenbrett mit dem 23-jährigen Paul Hanel zu tun, der sich mittlerweile an die Spitze der Eisenacher Hierarchie gekämpft hatte. Der Großmeister eröffnete die Partie mit dem offensiven 1. e4, was umgehend mit dem noch aggressiveren 1. .. d5 erwidert wurde. Schon nach wenigen Zügen wurden Linien geöffnet, eine spannende Partie deutete sich an. Lehmann (2) bekam ebenfalls mit 1. e4 „vorgesetzt“, was ihn nicht weiter beunruhigte, konnte er doch mit 1. .. e6 in seine Lieblingseröffnung, die französische Verteidigung überleiten. Doch mit dem äußerst seltenen Zug zeigte der Eisenacher, dass er keineswegs gewillt war, hier ausgetretene Pfade zu betreten. Folgerichtig war Lehman damit sofort „aus dem Buch“, wie es die Schachspieler nennen, wenn der Akteur nicht mehr auf auswendig gelerntes Wissen zurückgreifen kann, sondern die weitere Fortsetzung mit eigenen Mitteln bestreiten muss. Also versuchte Lehmann erst einmal mit ruhigen Zügen, die Stellung solide weiter zu entwickeln. Am 3. Brett verlief die Begegnung komplett anders. Von Otte bemühte sich, gegen den starken Minor, der im Vorjahr noch GM Pähtz zu einer Glanzleistung zwang, Schwung in die Begegnung zu bringen, was angesichts dessen Tauschfreudigkeit ein äußerst schwieriges Unterfangen war. Jörges (4) wurde mit dem Damengambit konfrontiert, eine Eröffnung, welche anfangs recht friedfertig wirkt, aber oftmals recht schnell zu heftigen Verwicklungen führen kann. Doch nach dem Abtausch beider Läufer und einem geschlossenen Zentrum, in dem sich die Bauern gegenseitig ineinander verkeilt hatten, tobte dann der Kampf um die mittlerweile geöffnete b-Linie. Bei Grube (5), deutete sich recht schnell ein mühseliger Positionskampf an. Nach immerhin schon 15 gespielten Zügen hatte noch keiner der Kontrahenten seine eigene Bretthälfte verlassen. Weiß (6) hatte ähnliche Verhältnisse zu bearbeiten, doch immerhin wurde schon fast „Action“ geboten – ein Bauer wurde getauscht. Am 7. Brett kam der erst 12-jährige Richard Scheftlein zum Einsatz. Als Anerkennung für seine gute Entwicklung, die er in den letzten Jahren gemacht hatte, trauten ihm seine Trainer durchaus zu, eine gute Partie auch im Rahmen der Landesklasse zu spielen. Sein Gegner, ein gewiefter Routinier, versuchte sich die Jugend des Meiningers zu nutze zu machen, in dem er mit bedingungsloser Offensive gleich von Beginn an auf „Krawall“ setzte. Es wurde wechselseitig rochiert, dramatische Entwicklungen waren damit vorprogrammiert. Hocke (8) hatte es mit dem ungewohnten Najdorfsystem zu tun. Der Eisenacher hatte mit den weißen Steinen offensichtlich viel Raum am Königsflügel, musste jedoch ständig auf der Hut vor gefährlichen Gegenangriffen sein.
Nach nur einer Stunde Spielzeit wurde das erste Resultat vermeldet. Lehmann war es gelungen, in dem unbekannten Terrain einen sicheren Aufbau zu erreichen. Der dafür zu zahlende Preis war eine vollkommen „zugeschobene“ Stellung, in der nicht mehr viele Aktivitäten möglich waren, ohne ein großes Risiko mit ungewissen Ausgang einzugehen. Da es dem Eisenacher nicht viel besser erging, einigten sich beide Kontrahenten folgerichtig auf Remis. Am Spitzenbrett hatten sich derweil die Reihen der Figuren schon weitgehend gelichtet. Jeweils eine Leichtfigur, ein Turm und die Dame waren noch auf dem Brett. Große Vorteile hatte keine Partei zu verzeichnen. Von Otte bot in einer beidseitig chancenarmen Stellung Remis an, was der Eisenacher allerdings ablehnte.
Gegen 11 Uhr eskalierte es gleich an mehreren Brettern. Bei Jörges kam es zum Generalabtausch, übrig blieben nur sämtliche Springer und eine Reihe von Bauern. Den Nachteil eines Minusbauern konnte Jörges durch einen Freibauern kompensieren. Weiß hatte sich nach der Eröffnung kontinuierlich verbessern können und drang nunmehr mit seinen Leichtfiguren verheißungsvoll in die gegnerische Stellung ein. Bei Scheftlein war es mittlerweile komplett unübersichtlich geworden. Der junge Meininger opferte dann mutig einen Springer gegen zwei Bauern, um damit die gegnerische Königsstellung zu „knacken“, was das Geschehen nun ein weiteres Mal eskalieren ließ. Jörges hatte in seinem sehr komplizierten Springerendspiel zusätzlich noch mit extremer Zeitnot zu kämpfen. Sprichwörtlich in letzter Minute gelang es ihm, die notwendigen 40 Züge zu absolvieren, ohne einen entscheidenden Fehler zu begehen.
Zur Mittagszeit kam es für die Meininger zu einem herben Rückschlag. In verheißungsvoller Stellung übersah Hocke eine listige Falle seines Gegners. Beim Versuch, die Damen zu tauschen, vernachlässigte er das wichtige Feld e5, was der Eisenacher zu einem tödlichen Mattangriff nutzen konnte. Eishockeyfreunde würden hier von einem „sudden Death“ sprechen. Trösten konnten sich die Theaterstädter zu diesem Zeitpunkt nur an der Partie von Weiß, dessen Druck schließlich dazu führte, dass er eine Qualität gewinnen konnte, also einen Turm schlagen, jedoch dafür selbst nur eine Leichtfigur zu geben. Jörges war derweil in große Schwierigkeiten geraden, da es dem Eisenacher doch gelungen war, seine Bauernübermacht im Zentrum entscheidend in Szene zu setzen. Jörges opferte noch einen Springer, doch die Niederlage war nicht mehr abzuwenden. Den Punkt für Eisenach konnte Weiß mit einem schönen Schlusspunkt nach einer ausgezeichneten Partie zwar postwendend ausgleichen, doch hielt sich der Meininger Optimismus stark in Grenzen, da auch von Otte in mittlerweile sehr defensiver Stellung um Ausgleich kämpfen musste. Nachdem auch noch Grube in mittlerweile aussichtsloser Lage die Zeit überschritt, war die Niederlage vorgezeichnet und durch die nachfolgende Aufgabe von Otte´s auch besiegelt.
Um das Meininger Unglück schließlich noch zu vollenden, verlor auch noch der junge Scheftlein trotz tollem Kampf seine Partie. Und auch Pähtz musste erneut feststellen, dass es im Schach noch immer kein Patentrezept gibt, gegen einen fehlerfrei auftrumpfenden Spieler den Sieg unter Dach und Fach zu bringen, die Begegnung endete folgerichtig im Remis. Das Endresultat von 2 : 6 darf mit Fug und Recht als Debakel gewertet werden, kam doch an diesem Spieltag alles Negative zusammen, was man sich nur vorstellen kann. Möchten die Meininger nach ihrem schönen Start nunmehr nicht in den Abstiegstrudel geraten, muss in der nächsten Partie gegen die punktgleichen Gothaer gepunktet werden.

Bezirksliga Süd: Ebenfalls eine Niederlage fuhr die 2. Vertretung der Meininger ein. Sie fiel jedoch gegen einen starken Gegner aus Benshausen mit 3 : 5 noch recht achtbar aus, zwischendurch konnte sogar auf mehr gehofft werden. Letztendlich waren die vier achtbaren Remisen durch Latka, Rosenberg, Grube sen. und Kunath zu wenig, um zusammen mit einem tollen Sieg durch Hartmann gegen den auch in Meiningen nicht unbekannten Leyh die vier erforderlichen Mannschaftspunkte zusammen zu sammeln. In der nächsten Runde steht Suhl II auf dem Programm. Hier ist eine Prognose sehr schwierig, da die Suhler stets mit wechselhaften Aufstellungen auftreten.