Schach: Saison 2010/11, Spieltag 6

 

Landesklasse West: SV Ammern-  ESV Lok Meiningen I   4 : 4
Bezirksliga Süd: TSG Ruhla II – ESV Lok Meiningen II   5 : 3

Kreisliga  Süd: ESV Lok Meiningen III - SV Schmalkalden 04 IV   3,5 : 0,5

Landesklasse West: Eine lange Reise sollte es werden, die Auswärtsaufgabe beim SV Ammern zu bestreiten. Bereits um 7 Uhr am Sonntag früh ging es auf die Strecke, um angesichts ungewisser Witterungsverhältnisse auch rechtzeitig im Eichsfeld einzutreffen. Erfreulicherweise ging die Fahrt aber zügig vonstatten, so dass den Meiningern noch Zeit blieb, sich mit einem belebenden Morgenkaffee auf die anspruchsvolle Aufgabe einzustellen, bei den starken Gastgebern zu punkten und so den Negativtrend der letzten beiden Spieltage aufzuhalten. Außer Großmeister (GM) Pähtz sen. am Spitzenbrett war von den Meiningern lediglich Weiß (Brett 7) noch als Favorit einzustufen. Genau diese beiden Bretter waren es, die bei den Gästen schon kurz nach der Eröffnungsphase diverse Blütenträume reifen ließen. Beim Gegner des Meisters deuteten sich schon strukturelle Schwächen an, Weiß konnte einen etwas schlafmützig wirkenden Gegner schon frühzeitig mit dem „Besuch“ von gleich drei Leichtfiguren und der Dame im feindlichen Lager beglücken. An den andern Brettern konnte man zu dieser Zeit noch keine eindeutigen Trends beobachten. Lehmann (2) stand nach einer Eröffnungsungenauigkeit etwas gedrückt, aber stabil. Von Otte (3) versuchte, in einer sehr geschlossenen Stellung Angriffspotential zu finden. Webel (4) verzeichnete leichten Druck auf seine Stellung, hier war Genauigkeit gefragt. Jörges (5) hatte die Eröffnungsphase gut überstanden und machte sich berechtigte Hoffnungen, dass seine beginnenden Angriffsaktivitäten bald Früchte tragen könnten. Grube (6) und sein Gegner belauerten sich gegenseitig, ohne dass eine der Parteien einen Vorteil erringen konnte. Hocke (8) agierte im Ausgang der Eröffnung etwas unglücklich, was sein Gegenüber geschickt zur Linienöffnung nutzen konnte und damit die Initiative an sich reißen konnte.
Schon gegen 11 Uhr wurde auch Zählbares registriert. Pähtz hatte einen leichten Arbeitstag, seine überlegene Position brachte ihm bald Materialvorteil. Der Spieler der Gastgeber hatte keine Lust, sich vorführen zu lassen und kapitulierte. Nicht allzu viel später einigten sich Grube und sein Kontrahent auf Remis. Nachdem dann Weiß in überzeugender Manier seinen Angriffszauber zu einem sauberen Sieg veredelt hatte, schien es, als würden die Theaterstädter vielleicht sogar beide Mannschaftspunkte mit nach Hause nehmen können. Doch zu diesem Zeitpunkt verdunkelten bereits erste finstere Wolken den schönen Schein. Lehmann, der zwischenzeitlich sogar leichten Vorteil erringen konnte, stand in einem schwierigen Mittelspiel mit Damen, Turm und Leichtfigur. Lehmann bot zu diesem Zeitpunkt auch Remis an, was der Ammerer Spieler jedoch ablehnte. Webel war zu dieser Zeit schon fast mit allen Figuren vollkommen mit Verteidigungsaufgaben beschäftigt und Hocke versuchte verzweifelt, die verschiedenen Einfallstellen seiner Stellung zu sichern. Doch das nächste Resultat sollte von Jörges kommen. Dieser hatte geschickt einen Bauern erobert, dabei musste er jedoch in Kauf nehmen, dass seine Dame zwar zentral, aber beengt stand. Sein Kontrahent setzte dann alles auf seine Karte und startete auf das Zentrum einen Generalangriff, den er auch überzeugend vortragen konnte. Doch Jörges gelang es, gut gegenzuhalten und konnte schließlich in ein Dauerschach einlenken. Damit war die Punkteteilung besiegelt. Dieser optisch sehr schöne Zwischenstand stellte die Realität allerdings nur verzerrt dar, denn sowohl Webel als auch Hocke mussten alsbald kapitulieren.
Somit kämpften die Meininger darum, nicht plötzlich mit leeren Händen nach Hause fahren zu müssen. Lehmann, zu dieser Zeit schwer unter Druck stehend, hatte alle Mühe, die zahlreichen gegnerischen Drohungen abzuwehren. Von Otte stand nunmehr vor der schwierigen Aufgabe, nach über vier Stunden Spielzeit seine sehr remisnahe Stellung unter großem Risiko auf Chance zu riskieren. Angesichts des Spielstandes setzte er diesen Plan in höchster Zeitnot auch in die Tat um, verpasste aber ausgerechnet im ersten Zug nach der Zeitkontrolle den Gewinnweg. Dann kam es, wie es kommen musste, statt des möglichen Sieges fehlte am Ende ein winziges Tempo und die Partie ging somit sogar verloren. Indessen war es Lehmann gelungen, auch den gegnerischen König ins Geschehen mit einzubeziehen, so dass die Situation mittlerweile für beide Seiten sehr gefährlich geworden war. Das nunmehr folgende Remisangebot des Gastgebers musste Lehmann jetzt ablehnen, hätte das doch die Mannschaftsniederlage besiegelt. Spontan ergriff sein Gegner die scheinbare Chance auf einen Generalabtausch, jedoch hatte der kräftezehrende Verlauf der Partie offensichtlich Spuren hinterlassen, denn statt des gesicherten halben Zählers handelte er sich aufgrund eines Rechenfehlers umgehend die Niederlage ein. Somit wurde Lehmanns Kampfgeist belohnt und die Meininger konnten sich auf der Heimfahrt über den Mannschaftszähler im Gepäck freuen, der angesichts der Tabellensituation noch von existentieller Wichtigkeit werden kann. Der kuriose Zwischenstand zeigt den Tabellendritten mit 7:5 Punkten, während der Vorletzte immerhin auch 5:7 Punkte zu bieten hat. Das ausgeglichene Verhältnis von 6:6 bedeutet für die Theaterstädter also keinesfalls ein sanftes Ruhekissen. Vielmehr steht gegen den direkten Konkurrenten Ruhla eines von drei Endspielen an.

Bezirksliga Süd: Mit der festen Hoffnung auf Zählbares fuhr die Bezirkligamannschaft der Meininger nach Ruhla, um dort die zweite Vertretung der TSG zu treffen. Ein Sieg hätte schon fast den Klassenerhalt bedeutet, wenigstens ein Mannschaftspunkt den Abstand zu den Gastgebern gehalten. Doch Caissa, die Göttin der Schachspieler, war nicht mit den Meiningern im Bunde, denn ausgerechnet die Bretter, an denen die Meininger wertmäßig als Favoriten gelten konnten (J. Webel, Latka und Kunath) gingen nach groben Fehlern verloren, wodurch die schönen Siege durch Hartmann und J. Grube sowie die gegen stärke Spieler erreichten Punkteteilungen durch Schmidt und Rosenberg lediglich für das „Torverhältnis“ noch hilfreich sein könnten. Auch hier geht es nun in Richtung dreier Endspiele, wobei Steinbach-Altersbach gleich eine besonders hohe Hürde darstellen dürfte.

Kreisliga Süd: Rundum Erfreuliches ist dagegen aus der Kreisliga zu vermelden. Angeführt von Meiningens ältestem Schachtalent, Marianne Henke, wurde die vierte Vertretung von Schmalkalden mit 3,05:0,5 regelrecht abgefertigt. Henke gelang es damit gleich in ihrem ersten offiziellen Mannschaftseinsatz, einen Sieg zu erringen. Gustav Kühn siegte im Kinderduell, Sebastian Borzel remisierte und Andreas Kümpel konnte einen kampflosen Punkt kassieren. Mit weißer Weste mischt die Nachwuchstruppe munter an der Tabellenspitze mit.