Saison 2010/11, Spieltag 8

Landesklasse West: SG Arnstadt/Stadtilm ESV – Lok Meiningen I  4  : 4
Bezirksliga Süd: VfB 1919 Vacha – ESV Lok Meiningen II   3 : 3
Bezirksklasse Süd: SV Wartburgstadt Eisenach III - ESV Lok Meiningen III  4 : 0

Landesklasse West: Eine eigentümliche Ausgangssituation herrschte vor Beginn der Begegnung. Die Gastgeber würden mit einem Punktgewinn nahezu sicher in die Thüringenliga aufsteigen. Die Meininger, nur zwei Punkte hinter Arnstadt/Stadtilm platziert, hatten nur noch eine theoretische Chance für den Sprung nach oben. Sie benötigten aufgrund der Tabellensituation aber ebenfalls dringend noch einen Punkt, um nicht doch noch am Ende der Serie auf dem Relegations- oder gar auf einem Abstiegsplatz zu landen. Das naheliegende Szenario eines sehr friedlichen Mannschaftsremis von 4:4 ohne beiderseitigen großen Einsatz wäre aber nicht nur regelwidrig gewesen, sonder hätte jedem Sportsgeist widersprochen. Das Spiel zwischen Deutschland und Österreich bei der WM von 1982 („Schande von Gijón) lässt grüßen. Trotzdem führte das Szenario dazu, dass die Partien auf beiden Seiten erst einmal recht vorsichtig begonnen wurden. Großmeister Pähtz am Spitzenbrett begann gewohnt sicher. Der Versuch seines Kontrahenten, ihn eröffnungstechnisch auf unbekanntes Terrain zu locken, schlug fehl. Lehmann (2) wählte in der französischen Verteidigung dieses Mal nicht seine übliche Variante, da sie ihm zu remisträchtig erschien. Durch die bisher sehr gute Saison mit viel Selbstvertrauen ausgestattet, wollte er sich auch in Stadtilm erweiterte Möglichkeiten erhalten. Von Otte (3), Webel (4) und Jörges (5) hatten in der letzten Zeit mehrfach Federn lassen müssen, wählten daher ruhige und sichere Aufbauten. Bei Grube (6) achtete der Spieler der gastgebenden Mannschaft darauf, dass nicht zu viele Aktivitäten möglich waren. Eine Folge der guten Saison Grubes, der bisher nur einmal bezwungen werden konnte. Am 7. Brett kam der erst 13-jährige Richard Scheftlein anstelle seines erkrankten Mannschaftskameraden Sebastian Hocke zum Einsatz. Offensichtlich nahm sein Gegner den Jungspund nicht richtig ernst, denn er zog schnell und locker, was sich schon oft bitter gerächt hatte. Weiß (8) hatten seine beiden letzten Siege mit gutem Selbstvertrauen ausgestattet, hier ging es recht bald hoch her, Ausgang ungewiss.

Nach gut zwei Stunden Spielzeit ergaben sich zwei Tendenzen. Einige Bretter (Lehmann, von Otte, Jörges, Grube) hatten ziemlich ausgeglichene Stellungen vor sich, bei den Anderen war von Friedlichkeit keine Spur mehr. Der befürchtete Nichtangriffspakt war damit endgültig ad acta gelegt. In kurzer Folge konnten drei Ergebnisse notiert werden. Den Anfang machte überraschenderweise Weiß mit Remis. Hatte es im Vorfeld aufgrund vielfacher Drohungen, in das gegnerische Lager eindringende Figuren und allen möglichen nach einer Entscheidung für einen der beiden Kontrahenten ausgesehen, lösten sich sämtliche Ungereimtheiten nach einem Generalabtausch plötzlich weitgehend auf. Der Stadtilmer Spieler verfügte dennoch über die Möglichkeit eines entscheidenden Schlages. Jedoch verkannte er die Situation und nach seinem von Weiß dankbar angenommenen Remisangebot war der Friedensschluss perfekt. Weniger spektakulär, aber sehr solide, meldete Jörges nur Minuten später dasselbe Resultat. Immerhin rein rechnerisch schien so immer noch der direkte Weg zum 4:4 möglich. Doch kurz darauf konnten sich die Meininger freuen. Der junge Scheftlein hatte sein Gegenüber wohl fast eingeschläfert, schien doch alles absolut ausgeglichen. Das meiste Material war abgetauscht, nur noch je ein Turm, ein Springer und eine Reihe von Bauern standen beiden Kontrahenten zur Verfügung. Doch dann kam es, wie es kommen musste. Der Stadtilmer Spieler agierte leichtsinnig mit seinem Turm 22. .. Txe4 im Zentrum und bot so die Gelegenheit zu einer Kombination. Wie ein Raubtier aus dem Hinterhalt benutzte Scheftlein seinen Springer 22. Se4 als Barrikade und versperrte dem unglücklichen Turm so den Rückweg.

Diagramm 1

Der sofortige Angriff auf den Springer mit einem Bauern 22. .. f6 (siehe Diagramm 1) erwies sich als Luftnummer. Scheftlein ignorierte die Drohung einfach und versperrte mit 23. g3 auch noch das letzte Fluchtfeld des Turmes, um im nächsten Zug mit einem weiteren Bauern die Beute zu sichern. Nunmehr blieb dem Stadtilmer nur noch mit 23. .. fxe5 den Springer zu entfernen, um dann hilflos zuzusehen, wie nach 24. f3 Th4 24. gxh4 der Turm in Scheftleins Eigentum übergeht (Diagramm 2).

 Diagramm 2 

Das anstehende Endspiel verwandelte Scheftlein sicher „wie ein Alter“. Zwischenstand 2:1.

Somit schien für die Meininger schon fast alles gelaufen. Stand doch mittlerweile auch Pähtz glatt auf Gewinn und auch Webel hatte deutlichen Vorteil auf dem Brett. Und da bei den weiteren noch laufenden Partien keine unmittelbare Gefahr drohte, schien die Messe bereits gelesen. Doch schon zur Mittagszeit zeigte sich, dass der Meininger Weg zum Glück noch mit einigen Dornen gepflastert sein sollte. Obwohl Pähtz trotz heftiger Erkältung den Punkt zum 3:1 sicher realisierte, witterten die Gastgeber Morgenluft. Lehmann hatte ein schwieriges Mittelspiel vor sich, beide Spieler hatten schon viel Zeit verbraucht. Von Otte kam mehr und mehr in die Defensive. Webels Gegner hatte einen leichtsinnigen Zug des Meiningers zum Gewinn einer Leichtfigur nutzen können und bei Grube sah es sehr ausgeglichen aus.

Den großen Zäsurpunkt stellt einmal mehr die Zeitkontrolle nach 40 Zügen dar. Diese müssen von beiden Kontrahenten in jeweils zwei Stunden absolviert sein, was zuweilen zu sehr originellen Abwicklungen führt. Besonders heftig ging es hier bei Lehmann zu. In sehr verkeilter Stellung, in der Lehmann sich in sehr defensiver Lage befand, kam es in kürzester Zeit zu einem Generalabtausch, bei dem beide Parteien kaum noch die Chance hatten, alles richtig durchzukalkulieren. Nachdem sich der Nebel der Schlacht verzogen hatte, stellte sich heraus, dass der Stadtilmer Spieler statt des zuvor deutlichen Stellungsvorteiles zwar einen Mehrbauern für sich verbuchen konnte, dem es jedoch es an Unterstützung durch Figuren mangelte. Lediglich jeweils ein Läufer und ein Turm standen noch zur Verfügung. Angesichts der Tatsache, dass die Läufer sich auf verschiedenfarbigen Feldern bewegten, war ein Remis als Partieausgang die wahrscheinlichste Alternative. Sehr wichtig für die Meininger, da sich sowohl von Otte als auch Webel trotz herausragendem Kampfgeist dank Materialnachteil keine großen Chancen mehr ausrechnen konnten. Glücklicherweise hatte Grubes Festung gehalten, er meldete gegen 14:00 Uhr die Punkteteilung. Nunmehr musste aus den restlichen Partien nur noch ein halbes Pünktchen kommen, damit der ESV auch in der kommenden Saison weiter sicher Landesklasseluft schnuppern kann. Lehmann konnte schließlich dieses Minimalziel sichern, da der Stadtilmer Spieler keine Möglichkeit fand, den Mehrbauern gewinnbringend voran zu treiben. Damit konnten die Niederlagen an den restlichen Brettern keinen großen Schaden mehr anrichten und auf dem Spielberichtsbogen wurde das „Drehbuchresultat“ 4:4 doch noch notiert.

Somit können die Meininger ihre letzte Begegnung nun locker angehen, was den vier (!) Mannschaften auf den hinteren Tabellenplätzen nicht vergönnt ist, die jeweils im direkten Duell den zweiten Absteiger neben dem punklosen Dingelstädt und den Relegationskandidaten ausspielen müssen. Darunter so klangvolle Namen wie Ruhla, Schmalkalden (die als Aufsteiger eine tolle Saison geliefert haben), Gotha und sogar Barchfeld/Breitungen, die eigentlich um den Aufstieg mitspielen wollten. 

Bezirksliga Süd: Einen schweren Stand hatte die zweite Vertretung. Neben dem erneut fehlenden Welsch musste auch noch Scheftlein an die erste Mannschaft abgegeben werden. Klar war auch, dass sich Gegner Vacha auch für das Überraschungs-4:4 von der Vorsaison revanchieren wollte. Dennoch schafften es die Meininger, die Begegnung mit dem favorisiertem Gastgeber lange offen zu halten. Bemerkenswert dabei war der großartige Sieg von Joachim Grube (bereits der 5. in dieser Saison). Weiterhin gab es Punkteteilungen durch Schmidt am Spitzenbrett, Ersatzmann Grundei und durch die wiederum stark aufspielenden Jugendlichen Erik Rosenberg und Jannik Webel. Dennoch steht für die Mannschaft nun zum Saisonfinale beim Duell gegen Eisenach II ein echtes Abstiegsendspiel auf dem Plan.

Bezirksklasse Süd: Bei Eisenach III hingen die Früchte dieses Mal eindeutig zu hoch. Sowohl Mannschaftsleiterin Henke als auch ihre jungen Mitstreiter müssen die ergebnismäßige Höchststrafe als Lernlektion betrachten.