Saison 2015/16, Stichkampf um Platz 7

 

Landesklasse West: ESV Lok Meiningen I - SC Rochade Leinefelde   4 : 4, Berliner Wertung für Meiningen



Relegation. Dieser Begriff bedeutet einerseits Hoffnung, andererseits der Kampf ums nackte Überleben in der Liga. Am Sonntag hatten die Meininger Schachspieler das zweifelhafte Vergnügen, sich diesem Thema zu stellen. Ging es doch um den Platz der Meininger in der Landesklasse, der gesichert werden sollte. Durch den Sonderfall der doppelten Punktgleichheit (Mannschafts- und Brettpunkte) wurden die Mannschaften aus Meiningen und Leinefelde zum Stichkampf um Platz 7 in der Tabelle gebeten. Der Verlierer des Treffens wird gegen den 8. der Landesklasse Ost die eigentliche Relegation spielen.

Zur Vermeidung dieses doppelten Nervenkitzels hätten die Meininger gerne den Ausgang der 1. Runde vom letzten September kopiert. Damals konnte die Begegnung knapp gewonnen werden. Allerdings waren damals die Meininger vollbesetzt, zum Stichkampf fehlte das Spitzenbrett, Sebastian Hocke, studienbedingt. Dadurch mussten alle anderen aufrücken. Die Lücke schloss Peter Webel mit erstmaligen Saisoneinsatz. Das erste Brett besetzte Richard Scheftlein. Der begann mit einem Paukenschlag, als er den Spitzenspieler der Gäste bereits in der Eröffnungsphase überlistete und in einen katastrophalen Fehler lockte, der die Partie schnell beendete. Ein grandioser Start für die Meininger Moral, da in einem derartigen Stichkampf bei einem eventuellen Ausgang von 4:4 eine Feinwertung der Bretter nach Wertigkeit bedeutet. Je kleiner die Brettnummer, umso wertvoller der Sieg…

Jörges (2) hatte ebenfalls einen sehr guten Gegner. Jörges begann konzentriert, eine hochkomplizierte Stellung entstand, das später folgende Zeitnotdrama deutete sich bereits frühzeitig an. Lehmann (3) startete ebenfalls wie Grube (4) solide, konnte aber gegen seinen Kontrahenten keine nennenswerten Vorteile aufbauen, da dieser auf Vereinfachung und Gleichgewicht konzentriert war. Grube (4) startete seriös, konnte aber ebenfalls noch keine Vorteile gewinnen. Bei Latka (5) erlebten die Meininger dann die unangenehme Seite der Überraschung. Latka hoffte, mit einem Springermanöver einen Bauern gewinnen zu können. Den bekam sie dann auch, jedoch sicherte sich ihr Kontrahent mit einem Gegenzug den übermütigen Springer. Damit war klar, diese Partie kann nur durch ein Wunder oder einen eklatanten Fehler der Gegenseite noch gerettet werden. Rosenberg (6) und Rückkehrer Peter Webel (7) begannen gut, besonders Webel konnte frühzeitig leichte Stellungsvorteile erreichen. Sein Sohn Jannik (8) dagegen verdarb die Eröffnung mit einem Figureneinsteller und war damit im Prinzip schon verloren. Indessen eskalierten die Stellungen von Grube und Jörges. Schwierige Aufbauten kosteten jeweils den Kontrahenten viel Rechenaufwand und damit Zeit. Lehmanns Partie war inzwischen an einem toten Punkt angekommen. Remis durch Dauerschach wurde unausweichlich, trotz der inzwischen eingetretenen Niederlagen von Webel jun. und Latka. Jedoch konnte Webel sen. durch seinen mit präzisem Spiel sicheren Sieg wieder den Ausgleich erzielen. Während sich die Partie von Rosenberg noch in relativ geordneten Bahnen bewegte, wagte keiner der mittlerweile zu Zuschauer gewordenen Mannschaftskameraden eine Prognose, wie die beiden Zeitnotdramen von Jörges und Grube ausgehen würden. Mindestens ein Punkt musste für die Meininger her, dann wäre der Klassenerhalt zum Greifen nah. Und tatsächlich, Grube bewies gute Nerven, er konnte sich aus seiner Defensive befreien und mit einem Bauernmarsch am Damenflügel die Partie zu seinen Gunsten entscheiden. Leider war Jörges weniger glücklich, hier hatte der Gast die Nase knapp vorn, mit Materialgewinn glich er für Leinefelde nochmals aus.

Somit war klar, nur ein Sieg in der letzten laufenden Partie würde Leinefelde helfen, da bei einem 4:4 die Feinwertung zugunsten Meiningens entscheiden würde. Mit kühlem Kopf und Sachverstand entschärfte Rosenberg jede noch so verzweifelte Angriffsbemühungen des Leinefelders

Schließlich war es geschafft. Nach fast sechs Stunden Spielzeit sah der Leinefelder Spieler endlich ein, dass er die Begegnung gegen Rosenberg nicht gewinnen konnte. Dieser nahm das Remisangebot dankend an, obwohl sogar noch ein Sieg möglich gewesen wäre. Doch da mit dem 4:4 der Klassenerhalt gesichert war, konnte gefeiert werden. Ende gut, alles gut. Jetzt freuen sich die Meininger auf die Ausrichtung der Thüringer Schnellschachmeisterschaft am kommenden Samstag im Rahmen der Stadtfestspiele.