Bezirksliga Südthüringen, 6. Runde

Mit einem sicheren und verdienten 5:3 Erfolg über den Tabellenführer SC Werra Breitungen eroberten sich die Schachspieler des ESV Lok in der Bezirksliga Süd die zweite Tabellenposition zurück.
Ungewöhnlich launisch präsentieren sich die Spieler aus der Theaterstadt in dieser Saison. Während man gegen vermeintlich leichtere Gegner Probleme hat, bringt man gegen starke Konkurrenz die besten Saisonleistungen. Am vergangenen Wochenende wurde der Tabellenführer aus Breitungen bezwungen.
Dabei begannen die Theaterstädter wie die Feuerwehr. Vera Latka (Brett 6) hielt der vielleicht etwas passiven Eröffnungsgestaltung ihres Gegners geschickt entgegen und startete plötzlich einen energischen Angriff am Damenflügel. Der brache ihr alsbald deutlichen Raumgewinn und nach einem Fehler des Gegners auch entscheidend Material. Als Latka nach einem weiteren Schnitzer auch noch die feindliche Dame fangen konnte, gab der Breitunger entnervt auf. Walter Friedrich (7) legte die Französische Verteidigung seines Gegners zwar etwas ungewöhnlich an, verhinderte aber sehr gekonnt, daß dieser zu Gegenspiel kam. Langsam und sorgfältig bereitete er seinen Angriff vor. So mußte sein Kontrahent auch bald die Qualität geben. Doch weiteres Material folgte sehr schnell und Friedrich gewann sicher. Jan Grube (3) mußte lange Zeit eine ausgeglichene Stellung bewältigen, in der er 2 Remisangebote ablehnte. In einem hochdramatischen Zeitnotduell "betrog" er dann seinen Gegner: Er stellte eine simple Falle, in die sein Kontrahent auch prompt hineintappte, was diesem die Dame und damit auch den ganzen Punkt kostete. Meiningen hatte seine Führung auf 3:0 ausgebaut. Uwe Rößner (4) konnte schon in der Eröffnung bei seinem Kontrahenten eine Bauernschwäche hervorrufen. Im weiteren Verlauf spielte er dann konsequent auf diesen Punkt und gewann auch folgerichtig einen Bauern. Nach einem scharfen Zug seines Gegners kam er jedoch plötzlich von seiner Linie ab. Als er dann sogar Gefahr lief, sein Spiel zu verlieren, bot er seinem Gegner Remis an, was dieser in hochgradiger Zeitnot glücklicherweise akzeptierte. Den Theaterstädtern fehlte somit aus den restlichen 4 Partien nur noch ein Punkt zum Sieg und ein Halber zum Unentschieden. Doch die Breitunger begannen ihre Aufholjagd. Heinz Tolksdorf (8) überstand die Eröffnung zunächst ohne Probleme. Im Mittelspiel jedoch ließ er sich auf einen Abtausch ein, der ihm einen Doppelbauern bescherte. Diese Schwäche nutzte sein Kontrahent sehr klug aus. Die Verteidigung dieser beiden Bauern überstieg die Möglichkeiten der schwarzen Stellung; beide Bauern gingen verloren und so war die Niederlage folgerichtig. Peter Lehmann hatte am Spitzenbrett starke Konkurrenz erhalten. Und gegen dessen Königsindische Verteidigung fand er kein Rezept. Jedoch verstand es der Breitunger nicht, die von Respekt gekennzeichnete, vielleicht zu deutlich auf ein Remis angelegte Spielweise auszunutzen. Nach einigen ungenauen Zügen des Breitungers fand Lehmann wieder ins Spiel, bis dieses sogar in einem Bauerngewinn gipfelte. Doch dann, in einer sehr komplizierten und unübersichtlichen Stellung, nahm der Meininger einen zweiten Bauern. Leider hatte er sich dabei verrechnet, der Gegner startete einen Königsangriff, der ihm entscheidend Material einbrachte. Schade, in diesem Spiel war mehr drin. Axel Lehmann (5) bestritt die Eröffnung ausgezeichnet und hatte stets das etwas bessere Spiel. Nach einem wunderschönen Manöver im Mittelspiel gewann er sogar die Qualität. Diese gab er dann klugerweise wieder zurück, dafür hatte er aber inzwischen einen Bauern mehr und sein Gegner eine miserable Bauernstellung. Beeindruckend, wie Lehmann seinen Vorteil in einen ganzen Punkt ummünzte. Frank Jörges (2) mußte zunächst erfahren, daß Gegner durchaus anders spielen, als man in seiner Vorbereitung annimmt. Doch damit hatte er keine Probleme, im Gegenteil, durch starkes Spiel gelang es ihm, einen Bauern zu erobern und diesen auch noch zu halten. Leider reichte dieser Mehrbauer in einem reinen Turmendspiel später nicht zum Sieg, doch mit diesem Remis war das 5:3 Endresultat sichergestellt.
Die Breitunger werden sich ob dieser Niederlage nicht sonderlich grämen, mit Siegen in ihren noch ausstehenden 2 Spielen können sie aus eigener Kraft den Staffelsieg und damit den Aufstieg in die Landesklasse perfekt machen. Für die Theaterstädter ist dagegen höchste Konzentration angesagt. In ihren noch ausstehenden 3 Spielen geht es gegen die momentan 3 Letzten der Tabelle. Und da tun sich die Eisenbahner bekanntlich immer etwas schwerer...

Uwe Rößner