Ein scheinbar kaum lösbares Los zog der ESV Lok Meiningen gleich
zum Auftakt des thüringer Mannschaftspokals. Es galt auswärts
beim starken Landesklassevertreter Grün-Weiß Waltershausen zu
bestehen. Der ESV konnte in Bestbesetzung antreten. Am Brett 1 nach seiner
guten Saison Axel Lehmann mit den weißen Steinen, an den Brettern
2 und 3 Frank Jörges und Peter Lehmann mit Schwarz und am Brett 4
Uwe Rößner wieder mit Weiß.
In anstrengender Atmosphäre bei brütender Hitze sah es nach
einer Stunde gegen die ebenfalls in Bestbesetzung antretenden Waltershäuser
nicht gut aus. A. Lehmann stand gegen einen glänzend aufgelegten Rätsch
bereits schwer unter Beschuß, Jörges hatte eine sehr unübersichtliche
und gefährliche Stellung auf dem Brett und auch Rößners
Gegner rechnete sich bereits gute Angriffschancen aus. Nur P. Lehmann konnte
bei ausgeglichener Stellung dem weiteren Spielverlauf relativ gelassen
entgegensehen, ganz im Gegensatz zu seiner Partie bei den Thüringer
Einzelmeisterschaften gegen den selben Gegner einige Wochen vorher.
Leider mußte A. Lehmann aufgrund des gewaltigen Angriffs von
Rätsch bald danach aufgeben. In Anbetracht der Wichtigkeit des 1.
Brettes bei Pokalwertung ein schweres Manko.
Doch langsam wandelte sich das Bild. Jörges konnte die gegnerischen
Angriffsbemühungen parieren und eine Remisstellung herbeiführen.
P. Lehmann gelang es, im Lauf des Mittelspiel die Initiative an sich zu
reißen und mit einer geschickten Abwicklung eine vorteilhafte Stellung
erzielen. Rößners Gegner berauschte sich an den eigenen Angriffsbemühungen
und überzog etwas. Durch genaues Gegenspiel konnte Rößner
nun seinerseits zum Angriff blasen.
In Anbetracht seiner nun mittlerweile geringen Siegchancen und im Bewußtsein
der guten Ausgangsstellung durch die Führung willigte Jörges
Gegner schließlich in ein Remis ein. Dies bedeutete, daß nun
die beiden verbleibenden Meininger Spieler unbedingt gewinnen mußten,
um noch die Chance auf Runde 2 realisieren zu können.
Um die Mittagszeit sah es dann auch sehr gut aus. Rößner
konnte 2 Bauern gewinnen und mußte nun noch den Abtausch der Schwerfiguren
organisieren, um mit seinen Freibauern sicher den Punkt einfahren zu können.
Auch P. Lehmann gelang dieses Kunststück, nachdem er den Gegner durch
druckvolles Spiel in die Enge getrieben hatte. Leider stellte sich heraus,
daß die vermeintlich gewonnene Stellung ihre Tücken haben sollte.
Durch die Randposition der beiden verbundenen Bauern konnte der gegnerische
König nicht mehr abgedrängt werden. Trotz verzweifelter Suche
nach einem Ausweg mußte P. Lehmann schließlich frustriert in
ein Remis einwilligen.
So kam Rößners schöner Sieg schließlich nur noch
einer Ergebniskosmetik gleich.
Letztendlich hat sich der ESV Lok mit diesem 2:2 gegen einen sehr starken
Gegner sehr achtbar geschlagen. Nur aufgrund der Brettwertung rettete sich
der Favorit in die 2. Runde.
Peter Lehmann