Thüringer Landespokal 1999/2000, Runde 2
ESV Lok Meiningen I – Stadtilmer SV I    3 : 1

Im Thüringer Landespokal im Schach trat der ESV Lok Meiningen in diesem Jahr gleich mit 2 Mannschaften an. Nach Freilosen in Runde 1 traf die erste Mannschaft auf den als gleichwertig einzuschätzenden Bezirksligavertreter aus Stadtilm. Die Chancen der 2. Mannschaft gegen die Spitzenmannschaft der Thüringenliga von Medizin Erfurt waren von vornherein nur als extrem gering einzustufen. Folgerichtig kassierte sie gegen den in sehr guter Besetzung angetretenen Favoriten trotz tapferer Gegenwehr eine chancenlose 0:4-Niederlage.
Ein spannenderer Verlauf ergab die Heimpartie der 1. Mannschaft gegen Stadtilm. Mit P. Lehmann, F. Jörges, W. Semisch und V. Latka zogen gegen den in Bestbesetzung spielenden Gegner zu Felde. Die Pokalarithmetik besagt, daß die Heimmannschaft am ersten Brett mit den schwarzen Figuren eine Niederlage unbedingt vermeiden sollte, an den Brettern 2 und 3 mit Weiß mindestens ein Sieg eingefahren werden und in der Gesamtsumme dann mindestens 2 Punkte zu Buche stehen sollten. Hintergrund ist hohe Wertigkeit der Resultate an den vorderen Brettern bei Punktegleichstand. Somit sind meist spannende Kämpfe garantiert. Lehmann gelang es bereits nach wenigen Zügen, seinen Gegner aus den vorbereiteten Varianten zu locken. Die daraus erfolgende Unsicherheit wurde zur Vereinfachung des Spiels genutzt. Es ergab sich eine solide und sehr ausgeglichene Stellung. Jörges begann furios, bereits nach einer Stunde hatte er mit einer feinen Angriffsleistung seinen Gegner stark unter Druck gesetzt. Der große Stellungsvorteil in dieser Partie zwang Stadtilm bereits hier zum Eingehen eines höheren Risikos. Am dritten Brett entfachte Eröffnungsspezialist Semisch wieder einmal mit einer ausgefallenen Variante ein schwer berechenbares wildes Spiel mit wechselnden Chancen. Latka an Brett 4 erreichte mit ruhiger sachlicher Partieanlage eine recht ausgeglichene Stellung. Dem folgenden übereifrigen Angriff ihres Gegenspielers konterte sie geschickt und gewann einen Bauern. Der ausgegebenen Mannschaftsstrategie folgend bot sie anschließend Remis, was der Stadtilmer Gegenspieler recht erleichtert annahm. In dieser Zeit änderte sich die Situation an den beiden Spitzenbrettern nicht allzuviel. Lehmann vereinfachte weiter das Spiel und wartete ruhig auf eine eventuell notwendige Schlußoffensive seines Widerparts. Jörges baute seinen Vorteil mit sichtlichem Vergnügen Stück um Stück aus, bis sein Gegenspieler dann mit einem Verzweiflungsangriff endgültig in eine Verluststellung geriet. Währenddessen verzog sich am dritten Brett der Kampfesnebel. In leicht schlechterer Stellung konnte Semisch den Gegner dennoch in Schach halten und jeden Gewinnversuch im Keim ersticken. Ein gerechtes Remis war die Folge.

Durch die überfällige Aufgabe von Jörges Gegner hatte Lok damit bereits 2 Punkte. Damit war gesichert, daß ein Remis an Brett 1 zum Weiterkommen reichen würde. Somit verblieb dem Stadtilmer Spitzenspieler in leicht schlechterer Stellung die undankbare Aufgabe mit wenig verbliebenen Figurenmaterial einen Sieg zu erringen. Meist ist so ein Versuch mit der Brechstange aussichtslos. So auch hier. Der überzogene Angriff wurde von Lehmann abgefangen, die entstandenen Schwächen in der gegnerischen Stellung konsequent genutzt und schließlich durch die Umwandlung eines Bauern in eine Dame der Sieg sichergestellt.

Das überzeugende Endergebnis von 3:1 sollte genügend Selbstvertrauen geben, um gegen den in der nächsten Runde wartenden Thüringenligavertreter SC Gotha zumindest Außenseiterchancen zu wahren.

Peter Lehmann