Im Thüringer Landespokal im Schach trat der ESV Lok Meiningen in
diesem Jahr gleich mit 2 Mannschaften an. Nach Freilosen in Runde 1 traf
die erste Mannschaft auf den als gleichwertig einzuschätzenden Bezirksligavertreter
aus Stadtilm. Die Chancen der 2. Mannschaft gegen die Spitzenmannschaft
der Thüringenliga von Medizin Erfurt waren von vornherein nur als
extrem gering einzustufen. Folgerichtig kassierte sie gegen den in sehr
guter Besetzung angetretenen Favoriten trotz tapferer Gegenwehr eine chancenlose
0:4-Niederlage.
Ein spannenderer Verlauf ergab die Heimpartie der 1. Mannschaft gegen
Stadtilm. Mit P. Lehmann, F. Jörges, W. Semisch und V. Latka zogen
gegen den in Bestbesetzung spielenden Gegner zu Felde. Die Pokalarithmetik
besagt, daß die Heimmannschaft am ersten Brett mit den schwarzen
Figuren eine Niederlage unbedingt vermeiden sollte, an den Brettern 2 und
3 mit Weiß mindestens ein Sieg eingefahren werden und in der Gesamtsumme
dann mindestens 2 Punkte zu Buche stehen sollten. Hintergrund ist hohe
Wertigkeit der Resultate an den vorderen Brettern bei Punktegleichstand.
Somit sind meist spannende Kämpfe garantiert. Lehmann gelang es bereits
nach wenigen Zügen, seinen Gegner aus den vorbereiteten Varianten
zu locken. Die daraus erfolgende Unsicherheit wurde zur Vereinfachung des
Spiels genutzt. Es ergab sich eine solide und sehr ausgeglichene Stellung.
Jörges begann furios, bereits nach einer Stunde hatte er mit einer
feinen Angriffsleistung seinen Gegner stark unter Druck gesetzt. Der große
Stellungsvorteil in dieser Partie zwang Stadtilm bereits hier zum Eingehen
eines höheren Risikos. Am dritten Brett entfachte Eröffnungsspezialist
Semisch wieder einmal mit einer ausgefallenen Variante ein schwer berechenbares
wildes Spiel mit wechselnden Chancen. Latka an Brett 4 erreichte mit ruhiger
sachlicher Partieanlage eine recht ausgeglichene Stellung. Dem folgenden
übereifrigen Angriff ihres Gegenspielers konterte sie geschickt und
gewann einen Bauern. Der ausgegebenen Mannschaftsstrategie folgend bot
sie anschließend Remis, was der Stadtilmer Gegenspieler recht erleichtert
annahm. In dieser Zeit änderte sich die Situation an den beiden Spitzenbrettern
nicht allzuviel. Lehmann vereinfachte weiter das Spiel und wartete ruhig
auf eine eventuell notwendige Schlußoffensive seines Widerparts.
Jörges baute seinen Vorteil mit sichtlichem Vergnügen Stück
um Stück aus, bis sein Gegenspieler dann mit einem Verzweiflungsangriff
endgültig in eine Verluststellung geriet. Währenddessen verzog
sich am dritten Brett der Kampfesnebel. In leicht schlechterer Stellung
konnte Semisch den Gegner dennoch in Schach halten und jeden Gewinnversuch
im Keim ersticken. Ein gerechtes Remis war die Folge.
Durch die überfällige Aufgabe von Jörges Gegner hatte Lok damit bereits 2 Punkte. Damit war gesichert, daß ein Remis an Brett 1 zum Weiterkommen reichen würde. Somit verblieb dem Stadtilmer Spitzenspieler in leicht schlechterer Stellung die undankbare Aufgabe mit wenig verbliebenen Figurenmaterial einen Sieg zu erringen. Meist ist so ein Versuch mit der Brechstange aussichtslos. So auch hier. Der überzogene Angriff wurde von Lehmann abgefangen, die entstandenen Schwächen in der gegnerischen Stellung konsequent genutzt und schließlich durch die Umwandlung eines Bauern in eine Dame der Sieg sichergestellt.
Das überzeugende Endergebnis von 3:1 sollte genügend Selbstvertrauen geben, um gegen den in der nächsten Runde wartenden Thüringenligavertreter SC Gotha zumindest Außenseiterchancen zu wahren.
Peter Lehmann