Mit zwei Mannschaften trat der ESV Lok Meiningen auch dieses Jahr wieder
im Mannschaftspokal des Thüringer Schachbundes an. Nachdem Fortuna
in Runde eins mit den Meininger Schachfreunden noch ein Einsehen hatte
und beiden Teams ein Freilos bescherte, schien die Auslosung für Runde
2 gleich das olympische Motto: "Dabei sein ist alles" zu bedeuten. Mannschaft
Eins in der Besetzung Axel und Peter Lehmann, Vera Latka und Uwe Rößner
bekamen noch dazu als Auswärtsspiel die Reserve der Bundesligamannschaft
vom Erfurter Schachklub zugelost. Mannschaft Zwei mit Jan Grube, Hans-Joachim
Grube, Daniel Seifert und Wolfgang Oleak mußten gar den weiten Weg
nach Altenburg antreten. Dort wartete mit dem Bezirksligisten ebenfalls
eine anspruchsvolle Aufgabe.
Bei Anreise nach Erfurt hofften die Meininger noch, daß die Erfurter
eventuell Spieler aus ihren niederklassigen Mannschaften einsetzen würden,
um das Kräfteverhältnis nicht ganz so kraß zu Ungunsten
der Theaterstädter aussehen zu lassen. Bei Bekanntgabe der einzelnen
Partien sollte sich diese Hoffnung allerdings sehr schnell zerschlagen.
Der "schlechteste" Erfurter war nach Leistungspunkten dem besten Meininger
weit überlegen. So durfte sich A. Lehmann mit Weiß gegen den
Internationalen Meister Troyke versuchen. Lehmann kam gut aus der Eröffnung,
es entwickelte sich ein interessanter Kampf, wobei der Meininger sogar
einen Königsangriff auf den Bundesligaspieler einleitete.
Sein Bruder Peter sollte von Beginn an auf einen extrem angriffslustigen
FIDE-Meister Fiedler treffen, der mit den weißen Steinen sofort mit
einer speziellen Eröffnungsvariante Lehmann extrem unter Druck setzte.
So war der Meininger bereits nach wenigen Zügen in einer ungewohnten,
sehr defensiven Stellung mit Verteidigungsaufgaben gut ausgelastet.
Latka am dritten Brett kam relativ gut aus der Eröffnung. Offensichtlich
hatte der Erfurter Kontrahent von Beginn an die Strategie, möglichst
viele kleine Schwächen in Latkas Stellung zu erzeugen, um diese dann
im Mittelspiel mit seiner Routine zu seinen Gunsten auszunutzen.
Rößner am Brett 4 kam angesichts der gering erscheinenden
Chancen an den anderen Brettern die Aufgabe zu, sehr risikoreich auf Sieg
zu spielen. Mit einem frühzeitigen Damenausflug in die gegnerische
Stellung gelang es ihm tatsächlich, eine Qualität zu erringen.
In der sich daraus entwickelten wilden Stellung sollten beide Seiten ihr
Heil in der Offensive suchen. Nach einer spannenden Zugfolge gelang es
dann der Erfurterin, Rößners Dame einzukesseln und ihrerseits
Materialvorteil zu erreichen. Rößner mußte sich nach großem
Kampf geschlagen geben. Bereits wenig später war das Meininger Pokalaus
dann besiegelt, als A. Lehmanns Gegner doch das bessere Gegenspiel aufziehen
konnte und die Aufgabe erzwang. Die damit verbundene Brettwertung besagt,
daß Lok hier nur noch einen Stichkampf hätte erzwingen können.
Voraussetzung wären hierbei Siege an den anderen beiden Brettern gewesen.
Doch schon wenig später mußte sich auch Latka der Übermacht
beugen. P. Lehmann versuchte indes noch alles, um wenigstens ein Ehrenremis
zu erreichen, was der Erfurter Kontrahent jedoch keinesfalls einsehen wollte.
Durch
die lange Verteidigungsschlacht hatte Lehmann viel Zeit verbraucht, so
daß nach fast 40 Zügen nicht mehr die Zeit blieb, die Verteidigung
gegen ein starkes Läuferpaar des Erfurters exakt zu führen. Nach
einem Figurenverlust blieb auch hier nur noch die Aufgabe zum 0:4. Angesichts
der Qualität der Gegenspieler brauchen sich die Meininger ihrer Resultate
nicht schämen.
Mannschaft Zwei hätte fast die Überraschung geschafft. Nach einem schönen Sieg von Jan Grube an Brett eins und einem sicheren Remis von Seifert hätte Lok nur noch einen halben Punkt gebraucht, um weiter zu kommen. Während Oleak hier keine gute Möglichkeit bekam, stand Joachim Grube zeitweilig sogar auf Gewinn, verlor in einem überzogenen Angriff allerdings etwas den Überblick und später auch noch die Partie. Schade, denn hier wäre ein Einzug in die nächste Runde durchaus möglich gewesen.
Peter Lehmann