Thüringer Landespokal 2008

1. Runde:
ESV Lok Meiningen I: Freilos
ESV Lok Meiningen II  - SV Jenapharm Jena 1:3
Locker zurücklehnen konnte sich die erste Pokalmannschaft des ESV Lok Meiningen. Zum Aufstieg in die Landesklasse konnte man als „Belohnung“ ein Freilos in der ersten Runde des Thüringer Landespokals genießen.
Über solche Privilegien konnte sich die zweite Mannschaft nicht freuen. Ausgerechnet Jenapharm Jena, die normalerweise drei Klassen höher in der Oberliga ihre Kreise ziehen, wurde ihnen zugelost. Immerhin konnte der Heimvorteil als kleine Entschädigung verbucht werden. So war man dann sehr gespannt, ob die Gäste auch tatsächlich mit Hochkarätern ihren Ausflug nach Südthüringen bestreiten oder vielleicht doch die Gastgeber unterschätzen und nicht ihre erste Garde ins Rennen schicken würden. Doch weit gefehlt. Während Welsch und Schmidt an den Brettern 3 und 4 „nur“ ca. 100 DWZ-Punkte weniger als ihre Konkurrenten aufzubieten hatten, traf es Weiß am Brett 2 mit über 300 und Webel am Spitzenbrett mit über 400 Punkten weniger richtig hart. Ein Weiterkommen war da eigentlich schon vor Spielbeginn nicht zu erwarten. Jedes Endergebnis jenseits eines 0:4 würde schon ein Erfolg sein.
Umso erfreulicher begann für das Meininger Quartett die Begegnung. Webel und Welsch kamen ohne größere Nachteile aus der Eröffnung, Weiß konnte sogar leichten Stellungsvorteil für sich verbuchen. Lediglich Schmidt musste sich frühzeitig einer ziemlich kompromisslosen Angriffsmaschinerie seitens des Jenaers erwehren.
Leider wendete sich nach ca. zwei Stunden das Blatt. Webels Gegner Darr, allen hiesigen Schachspielern aus seiner Zeit in seinem Heimatverein Bad Salzungen wohlbekannt, hatte Webels wie immer sehr guter Vorbereitung die richtigen Entgegnungen vorzusetzen. So gelang es ihm schließlich langsam, aber sicher die Initiative zu erlangen. Webels Königsstellung mauserte sich zum Hauptaktionsplatz der Partie.
Ärger noch traf es Weiß. Gerade als er seine bessere Perspektive in handfeste Vorteile zu entwickeln begann, unterlief ihm ein strategischer Fehler. Im Normalfall noch kein entscheidender Lapsus, kam hier jedoch die Klasse des Gegners klar zum Vorschein: Schwäche erkannt und kompromisslos zügig in einen Sieg umgewandelt.
Kurz darauf schienen die Dinge ihren vorgegebenen Lauf zu nehmen. Webel musste dem mittlerweile unwiderstehlichen Königsangriff Tribut zollen und die Partie aufgeben. Damit war aufgrund der Pokalarithmetik das Meininger Ausscheiden schon besiegelt. Zudem hatten mit Webel und Weiß zwei der Meiniger Leistungsträger schon einmal einen Fingerzeig bekommen, dass im nächsten Jahr auch in den Punktspielen nach dem Aufstieg in die Landesklasse ein anderer Wind wehen wird, wobei die Gegnerschaft natürlich nicht gleich so exklusiv ausfallen dürfte.
Doch an den anderen Brettern gab es bessere Kunde. Welsch konnte die Stellung weiterhin stabil halten. So sehr sich der Jenaer auch bemühte, er konnte keine Lücke in der Verteidigung von Welsch ausmachen. Dabei scheute er allerdings auch jegliches Risiko, so dass Welsch seinerseits auch keine nennenswerten Angriffsmöglichkeiten geboten bekam. Schließlich einigte man sich auf Remis.
An Brett 4 hatte Schmidt wie ein Löwe gekämpft. Mit letzter Kraft konnte er sich über die Zeitkontrolle retten, kurz bevor sein Verteidigungsgebilde zusammengebrochen wäre. Dieser Widerstand entnervte seinen Gegner sichtlich. Er setzte schließlich zum Generalabtausch an, der ihm zugleich noch weiteren Materialgewinn bringen sollte. Doch Schmidt erkannte die Lücke im gegnerischen Plan, fand die richtigen Gegenzüge und mit einem Mal fanden sich beide Konkurrenten in einem Turm-Läufer-Endspiel wieder, in dem Schmidt lediglich noch einen Minusbauern zu verzeichnen hatte. Eine gewinnbare, aber sehr komplizierte Angelegenheit. Nach der vorangegangen Schlacht und dem bereits sicheren Weiterkommen Jenas hatte er aber keine Lust mehr auf diesen erneuten Kraftakt und bot Remis. So bekam Schmidt die Belohnung für sein engagiertes Auftreten. Der Endstand von 1:3 ist für die Meininger auch aller Ehren wert und kann durchaus als Erfolg betrachtet werden.
Die Auslosung für Runde zwei hat Meiningen I einen qualitativ ebenso hochwertigen Gegner beschert. Der SV Liebschwitz Gera war bis zur Vorsaison ebenfalls noch in der Oberliga aktiv. Der 4:0-Sieg in Gotha, das in den vergangenen Jahren gerne als starker Gegner für die Meininger auftrat, spricht hier Bände. Die Gefahr, dass der weite Weg nach Gera zugleich auch die Abschiedstour für die aktuelle Pokalrunde darstellt, ist groß. Doch wer weiß, auch im Schach hat der Pokal so manches Mal seine eigenen Gesetze..

1. 070 Webel, Peter                  128 Darr, Sascha          (2112)               0:1
2. 056 Weiß, Daniel                  057 Horatschek, Stefan (1995)               0:1
3. 059 Welsch, Ulrich                061 Rauhut, Frank         (1901)               ½
4. 076 Schmidt, Andreas           127 Drescher Thomas    (1663)               ½

2. Runde:

SV Liebschwitz I       - ESV Lok Meiningen I   4:0
Recht humorlos gingen die Liebschwitzer die Partien gegen Meiningen an. Deutlich stärker an allen Brettern besetzt, nahmen die Partien ihren erwarteten Verlauf. Positiv zu bewerten ist die engagierte Partie unseres Nachwuchsspielers Sebastian Hocke. Erst als er etwas übermütig eine Figur opferte, konnte sich der Geraer durchsetzen.
Gesamtfazit: Lehrstundefür tapfere Meininger Kämpfer.

1. 038 Puschendorf, Steffen     - 088 Von Otte, Wilhelm                          1 - 0
2. 064 Skibbe, Willi                 - 017 Rößner, Uwe                                  1 - 0
3. 055 Gerhardt, Frank            - 062 Hocke, Sebastian                            1 - 0
4. 066 Klippel, Jan                   - 031 Jörges, Frank                                 1 - 0