Thüringer Landespokal 2010

1. Runde:
Wie immer steht für die Schachspieler direkt nach Saisonende der Mannschaftspokal des Thüringer Schachbundes auf dem Programm. Die Meininger hatten für den Wettbewerb, der aus Vierermannschaften gebildet wird, zwei Mannschaften gemeldet und hofften, mit spannenden, aber lösbaren Aufgaben konfrontiert zu werden. Das Ganze dann noch möglichst als Heimspiel. Soweit die Wünsche. Die Realität zeigte sich dann mit zwei verschiedenen Gesichtern. Meiningen I bekam das begehrte Heimspiel, der Gegner von der SG Trusetal 92 war attraktiv, aber auch ohne das Meininger Flaggschiff Thomas Pähtz lösbar. Dafür schien die Aufgabe für die zweite Mannschaft von vornherein den Charakter einer Lehrstunde zu haben. Hieß der Gegner doch Erfurter SK, möglicherweise sogar mit dem ein oder anderen Titelträger des Bundesligaabsteigers bestückt, und zur Krönung auch noch als Auswärtsspiel.
So wirkte dann das Meininger Spiellokal im großen Saal des Restaurants „Bombay“ angesichts von nur 4 Partien ungewohnt leer. Die Aufstellungen beider Mannschaften verhieß dann auch einen sehr spannenden Wettkampf. Im Gegensatz zum Punktspiel kann die Brettreihenfolge im Pokal nach Lust und Laune besetzt werden, jeder gemeldete Spieler kann an jedem beliebigen Brett erscheinen. Somit sind spannende taktische Spiele möglich, zählen doch bei einem möglichen Endresultat von 2:2 Siege an den vorderen Brettern mehr als hinten. Am ersten Brett hatten die Gastgeber von Otte platziert, der mit den schwarzen Steinen mindestens ein Remis halten sollte, eine spannende Aufgabe gegen den Taktiker der Gäste, Altmeister Schley. Am Brett 2 wollte Lehmann versuchen, nach seiner mäßigen Punktspielsaison wenigstens in diesem Wettbewerb zu zeigen, dass er das Schachspielen nicht verlernt hat. Mit weißen Steinen hieß das gegen den jungen Nick Messerschmidt auf den vollen Punkt zu spielen, ohne aber zu überziehen, immer eine interessante Gratwanderung. Am Brett 3 wurde Jörges platziert, der, obwohl gegen den Trusetaler Spitzenspieler Willner antretend, dasselbe Ziel verfolgte wie Lehmann. Nach seiner tollen Saison vor Selbstvertrauen fast berstend, marschierte er zügig auf den feindlichen König los. Vorteilhaft hier, mit den weißen Steinen den Weg der Partie vorgeben zu können. Am vierten Brett wollte Jan Grube seinen Aufwärtstrend weiter untermauern und gegen den zweiten Messerschmidt zumindest nicht verlieren.
Von Otte interpretierte seine „ich soll nicht verlieren“-Aufgabe angesichts der Ungewissheit, ob die Mittelachse ihre Ziele würde verwirklichen können, sehr offensiv, ganz nach dem Motto, „nur nicht hinten rein drängen lassen“, was alsbald ein tüchtiges Durcheinander auf dem Brett zur Folge hatte. Lehmann kam gut aus der Eröffnung. Der offensichtlich vorbereitete Trusetaler wich Lehmanns Leib- und Mageneröffnung aus, wählte aber eine sehr passive Variante, so dass Lehmann das Zentrum zügig besetzen konnte und dem Gast sehr wenig Spielraum ließ. Jörges drohte mit seinen Leichtfiguren am Königsflügel, musste jedoch gut Acht geben, das Zentrum nicht zu öffnen, um keinen Schwerfigurenangriff seines Kontrahenten zu erleiden. Auch Grube kam sehr gut über die Klippen der Eröffnung hinweg, es entwickelte sich ein munteres Spielchen, bei dem der Meininger eine sehr gute Figur machte. Für seinen zwar jungen, aber doch schon hochdotierten Gegner war das offenbar zu viel, nach einigen Ungenauigkeiten versuchte er, einen schlecht vorbereiteten Angriff auf die Königsstellung von Grube zu fahren. Dabei eröffnete er Grube die Möglichkeit zu einem herrlichen Konter, den dieser auch fand, konsequent durchzog und nach nur zwei Stunden seinen verblüfften Mannschaftskameraden den Sieg präsentierte. Die psychologischen Folgen waren für die Gäste verheerend. Nur eine halbe Stunde später hatte auch Jörges seinen Vernichtungsfeldzug erfolgreich beendet und dabei seinen starken Gegner einfach überrannt. Da mittlerweile auch Lehmann deutliche Stellungsvorteile verzeichnete und von Otte angesichts des Zwischenstandes nicht mehr forcierte, sah es richtig gut für die Gastgeber aus. Angesichts des nur noch notwendigen halben Punktes für den Mannschaftssieg brach Lehmann dann per Generalabtausch seinen Angriff ab und wickelte die Partie in ein Turm-Läuferendspiel ab, allerdings mit dem passablen Luxus eines gedeckten Freibauern auf der fünften Reihe. Als dann von Otte routiniert den wichtigen halben Mannschaftspunkt gesichert hatte, konnte es sich Lehmann dann leisten, per Qualitätsopfer (Turm gegen Springer) eine Entscheidung erzwingen. Und tatsächlich, er hatte richtig gerechnet, die Bauernübermacht überwog bei Weitem die gegebene Qualität und nach vier Stunden stand ein niemals erwartetes, großartiges 3,5 : 0,5 als Endresultat zu Buche. Ein sehr schönes Erfolgserlebnis für die Meininger.
Die zweite Meininger Vertretung konnte erwartungsgemäß zu keinem Zeitpunkt der Begegnung die Hoffnung hegen, die zweite Runde zu erreichen. Zu groß waren die Leistungsunterschiede zwischen Gastgeber und Gästen. Schön, dass alle Partien nicht durch grobe Fehler entschieden wurden, sondern die Meininger zogen sich achtbar aus der Affäre und hielten lange mit. Letztendlich mussten sich jedoch Schmidt am Spitzenbrett und Joachim Grube an Brett 3 der Übermacht beugen. Besondere Qualität der Lehrstunde hatte die Partie von Latka, die am 2. Brett gegen einen leibhaftigen Internationalen Meister lange Zeit gut mithalten konnte. Zusätzlichen Trost bekamen die Gäste dann noch, als es Hartmann am vierten Brett gelang, seinem Kontrahenten ein Remis abzuluchsen. In Summe eine durchaus ehrenvolle Niederlage mit Erlebniswert.
Ein ähnliches Erlebnis könnte kommendes Wochenende die erste Mannschaft treffen. Bedeutet das Los Medizin Erfurt doch Gegnerschaft auf höchstem Niveau. Allein die besten 10 Erfurter Spieler haben mehr Leistungspunkte aufzuweisen als die Meininger Spitzen (abgesehen vom im Pokal nicht teilnehmenden Großmeister Pähtz). Doch wer weiß, nicht nur im Fußball hat der Pokal seine eigenen Gesetze... 

ESV Lok Meiningen I - SG Trusetal 92 3,5-0,5

Erfurter SK - ESV Lok Meiningen II 3,5-0,5

2. Runde:
... leider wollte keiner der Hingerichteten hier einen Bericht schreiben ...
Medizin Erfurt - ESV Lok Meiningen I