Südthüringer Einzelmeisterschaft 2011

Restaurant "Bombay", Meiningen vom 03.02. bis 06.02.2011

Erstmals nach 2007 richtete der ESV Lok Meiningen wieder einmal die regionale Meisterschaft des Thüringer Schachverbandes aus. Mit 23 Teilnehmern konnten im Saal des Restaurants „Bombay“ auch so viele Starter wie seit Jahren nicht mehr begrüßt werden. Dabei stellte der Gastgeber mit 13 Spielern sogar über die Hälfte des Feldes. Bemerkenswert ist auch das gemeinsame Antreten in einem einzigen Turnier vom 12-jährigen Talent bis zum 74-jährigen Senior. Eine derartige Konstellation ist außer beim Schach wohl nur bei sehr wenigen Sportarten praktikabel. Auch, dass sich gleich fünf Damen um den Titel als Damenbezirksmeisterin bewarben, hat es, soweit es die Recherche der Gastgeber zuließ, zumindest in den letzten 20 Jahren nicht gegeben. Neben dem großen Feld der Gastgeber konnten Spieler aus Eisenach, Schmalkalden, Breitungen, Benshausen, Frankenheim und Bad Salzungen begrüßt werden. Lediglich die Schachfreunde aus Trusetal und Suhl wurden vermisst. Trotz der großen Teilnehmerzahl konnte kein wirklicher Favorit ausgemacht werden. Eine Einschätzung, die sich im Turnierverlauf auch bestätigen sollte. Das Turnier wurde in sieben Runden ausgetragen, eine Abendpartie am Donnerstag und jeweils zwei Begegnungen während der drei nächsten Tage – ein Marathonritt auf 64 Feldern.

Die ersten Runden verliefen ohne ganz große Überraschungen. Bemerkenswert der Superstart des Breitungers Geißhirt, der am Ende des zweiten Tages mit drei Siegen allein an der Spitze stand, dicht gefolgt von einer ganzen Horde Meininger und dem ebenfalls stark aufspielenden Feldmann aus Bad Salzungen. Besonders erfreulich aus Sicht der Gastgeber, dass zu diesem Zeitpunkt gleich alle drei Jugendlichen mindestens 50 % der erreichbaren Zähler vorweisen konnten. In Runde 4 gab es dann einen Wechsel an der Spitze. Der wie entfesselnd aufspielende Grube konnte Geißhirt bezwingen und sich gemeinsam mit Feldmann an die Spitze schieben, der gegen von Otte remisierte. Die Verfolger Weiß, Lehmann, Jörges und Altmeister Kunath (alle Meiningen) punkteten ebenfalls und schoben so das Feld weiter zusammen. Großartig auch der erst 12-jährige Scheftlein, der bereits den dritten Gegner aus der späteren Top 10 als Gegner vorgesetzt bekam und niederlagenfrei bereits 2,5 Punkte vorweisen konnte. Auch Jannik Webel erarbeitete sich gute Stellungen, war aber in der Verwertung der Chancen noch nicht konsequent genug. In Runde 5 rückte die Spitze noch enger zusammen. Während die Führenden in den Duellen untereinander über die Punkteteilung nicht hinaus kamen, gelang es Feldmann und Lehmann, jeweils voll zu punkten und so bis auf einen halben Punkt an die Tabellenspitze heran zu kommen. Überraschenderweise schaffte auch Dr. Hilbert aus Eisenach mit seinem dritten Sieg den Anschluss. Sein geduldiges Spiel zahlte sich letztendlich aus. Nach dem fünften langen Wettkampf in 3 Tagen war den Teilnehmern der Kräfteverlust teilweise schon anzumerken, die Fehlerquote stieg merklich an.

Am Schlusstag ging es in der Vormittagspartie noch einmal ordentlich zur Sache, einige Vorentscheidungen sollten fallen. So schaffte es von Otte, den bisher so erfolgreich agierenden Grube auszumanöverieren und von der Spitze zu verdrängen. Jörges schoss seinen Mannschaftskameraden Kunath aus dem Rennen und hielt damit seinerseits alle Optionen offen. Lehmann, der gerne noch einmal im Kampf um den Titel angegriffen hätte, schaffte es nicht, mit Schwarz gegen den sehr vorsichtig agierenden Feldmann eine verheißungsvolle Ausgangsstellung aufzubauen, die Partie versandete im Remis. Im Kampf um den Damentitel verlor Latka an Boden, ihre Partie ging gegen den erneut stark aufspielenden Scheftlein fast noch verloren, das Remis halft ihr allerdings nicht, da ihre direkte Konkurrentin Mekus aus Eisenach voll punktete.

Die Schlussrunde war wie üblich nicht nur von spannenden Kämpfen um die Positionen geprägt. Besonders im Spitzenfeld wurden auch sorgfältig mögliche andere Partieausgänge kalkuliert, die einen Einfluss auf die sogenannte Buchholzwertung (Summe aller von den eigenen Gegnern erreichten Punkte), haben. Diese Wertung wird dann herangezogen, wenn mehrere Konkurrenten am Turnierende die gleiche Punktzahl aufweisen. Wie gewöhnlich werden dann erst einmal keine großen Risiken eingegangen, so dass dann die meisten der vorderen Partien im Friedenschluss endeten. Am späten Sonntagnachmittag standen dann die Turniersieger fest. In einem Spitzenfeld, dass sich so eng wie lange nicht einsortierte (8 Spieler mit maximal einem halben Punkt Unterschied) hieß der glückliche Sieger Wilhelm von Otte, der Feldmann mit einer denkbar knappen Feinwertung gerade so auf den Silberrang verweisen konnte. Der Bronzerang blieb ebenfalls beim Gastgeber. Mit Grube ging er an den Spieler, der nicht nur für den Hauptteil der Organisation zuständig war, sondern auch noch das größte Kämpferherz aller Teilnehmer bewiesen hatte. Bei den Damen konnte sich Stefanie Mekus aus Eisenach über den Titelgewinn freuen, sie rettete ihren knappen Vorsprung vor Lokalmatadorin Vera Latka ins Ziel. Bemerkenswert hier die Leistung der für Schmalkalden antretenden Wasungerin Helga Semisch, die zur absoluten Überraschung aller mit einer bärenstarken Leistung hier den beiden ambitionierten Favoritinnen fast die Show gestohlen hätte.

Unter den Jugendlichen bewies Erik Rosenberg das beste Stehvermögen, indem er mit einem Sieg in der Schlussrunde insgesamt 50 % der möglichen Punkte erreichte und damit seine beiden Mannschaftskameraden noch überholen konnte, während diese dann am letzten Tag dem Schwinden der Kräfte Tribut zollen mussten, so dass ihre tollen Leistungen in den Runden zuvor, in denen sie bei den Erwachsenen teilweise Angst und Schrecken verbreiteten, sich (noch) nicht im Tabellenschlussbild niederschlugen.

Mit dem Sieg durch von Otte sind nach diesem Turnier der Kreis- und der Bezirksmeistertitel in einer (Meininger) Hand. Von Gastgeberseite aus ist zu hoffen, dass das gute Abschneiden der eigenen Teilnehmer Schwung für die nächsten schweren Begegnungen in den diversen Ligen bringt.

Guten Anklang fanden neben der gelobten Organisation durch Grube und Schmidt auch der geräumige Turniersaal, die angenehme Spielatmosphäre ohne einen einzigen Streitfall für die Schiedsrichter Jörges und Schmidt und die anregenden indischen Spezialitäten des Restaurant „Bombay“, die den Kämpfern wieder genug Energie für die jeweils nächsten Runden lieferte.


Rangliste: Stand nach der 7. Runde
Rang Teilnehmer TWZ At Verein/Ort S R V Punkte Buchh SoBerg
1. Von Otte, Wilhelm 1952   ESV Lok Meiningen 3 4 0 5.0 31.5 22.25
2. Feldmann, Bernd 1786   Randspringer Bad Salzungen 3 4 0 5.0 31.0 21.75
3. Grube, Jan 1753   ESV Lok Meiningen 3 3 1 4.5 31.5 19.50
4. Weiß, Daniel 1735   ESV Lok Meiningen 2 5 0 4.5 28.5 17.50
5. Geißhirt, Marco 1783   SG Barchfeld/Breitungen 3 3 1 4.5 27.5 16.00
6. Lehmann, Peter 1854   ESV Lok Meiningen 3 3 1 4.5 27.0 16.25
7. Jörges, Frank 1762   ESV Lok Meiningen 3 3 1 4.5 26.5 15.50
8. Hilbert, Stephan 1637   SV Wartburgstadt Eisenach
3 3 1 4.5 25.0 14.00
9. Kunath, Werner 1838   ESV Lok Meiningen 4 0 3 4.0 27.5 13.50
10. Mekus, Stephanie 1531 W SV Wartburgstadt Eisenach 3 2 2 4.0 25.0 12.50
11. Schmidt, Andreas 1632   ESV Lok Meiningen 3 2 2 4.0 24.5 12.25
12. Latka, Vera 1650 W ESV Lok Meiningen 2 4 1 4.0 23.5 12.50
13. Rosenberg, Erik 1428   ESV Lok Meiningen 2 3 2 3.5 25.0 11.25
14. Theer, Tino 1607   SG Barchfeld/Breitungen 3 1 3 3.5 24.5 9.50
15. Scheftlein, Richard 1448   ESV Lok Meiningen 1 4 2 3.0 27.5 10.75
16. Semisch, Helga 1223 W SV Schmalkalden 3 0 4 3.0 20.5 5.50
17. Müller, Danilo 1308   SV Hohe Rhön Frankenheim 2 2 3 3.0 20.5 5.00
18. Eschweiler, Martin 1677   TSV 1883 Benshausen 3 0 4 3.0 18.5 4.50
19. Webel, Jannik 1549   ESV Lok Meiningen 1 3 3 2.5 25.5 9.00
20. Grundei, Hans-Jürgen 1256   ESV Lok Meiningen 2 1 4 2.5 22.5 4.25
21. Stepper, Matthias 1508   SV Hohe Rhön Frankenheim 2 1 4 2.5 19.5 3.75
22. Goldmund, Heike 1000 W SV Wartburgstadt Eisenach 2 1 4 2.5 19.0 3.50
23. Henke, Marianne   W ESV Lok Meiningen 2 0 5 2.0 17.5 2.50


Fortschrittstabelle: Stand nach der 7. Runde (nach Rangliste)
Nr. Teilnehmer    NWZ   
1 2 3 4 5 6 7 Punkte Buchh
1. Von Otte, Wilhelm 1952 11W1 4S½ 7W1 2S½ 5W½ 3W1 6S½ 5.0 31.5
2. Feldmann, Bernd 1786 10S1 8W1 3S½ 1W½ 9S1 6W½ 4S½ 5.0 31.0
3. Grube, Jan 1753 13W1 6S1 2W½ 5S1 4W½ 1S0 7W½ 4.5 31.5
4. Weiß, Daniel 1735 17S1 1W½ 15S½ 14W1 3S½ 5S½ 2W½ 4.5 28.5
5. Geißhirt, Marco 1783 21W1 20S1 9S1 3W0 1S½ 4W½ 8S½ 4.5 27.5
6. Lehmann, Peter 1854 14S1 3W0 19S½ 13W1 15W1 2S½ 1W½ 4.5 27.0
7. Jörges, Frank 1762 15S½ 18W1 1S0 19W1 8S½ 9W1 3S½ 4.5 26.5
8. Hilbert, Stephan 1637 22W1 2S0 20W1 15S½ 7W½ 16S1 5W½ 4.5 25.0
9. Kunath, Werner 1838 19W1 12S1 5W0 11S1 2W0 7S0 16W1 4.0 27.5
10. Mekus, Stephanie 1531 2W0 13S0 17W1 12S½ 20W1 18S1 11W½ 4.0 25.0
11. Schmidt, Andreas 1632 1S0 17W1 22S1 9W0 19S½ 14W1 10S½ 4.0 24.5
12. Latka, Vera 1650 16S1 9W0 13S½ 10W½ 14S½ 15W½ 20S1 4.0 23.5
13. Rosenberg, Erik 1428 3S0 10W1 12W½ 6S0 17S½ 19W½ 21S1 3.5 25.0
14. Theer, Tino 1607 6W0 21S1 23W1 4S0 12W½ 11S0 15S1 3.5 24.5
15. Scheftlein, Richard 1448 7W½ 23S1 4W½ 8W½ 6S0 12S½ 14W0 3.0 27.5
16. Semisch, Helga 1223 12W0 19S0 + 22W1 18S1 8W0 9S0 3.0 20.5
17. Müller, Danilo 1308 4W0 11S0 10S0 + 13W½ 23S1 22W½ 3.0 20.5
18. Eschweiler, Martin 1677 20W0 7S0 21W1 23S1 16W0 10W0 + 3.0 18.5
19. Webel, Jannik 1549 9S0 16W1 6W½ 7S0 11W½ 13S½ 23w- 2.5 25.5
20. Grundei, Hans-Jürgen 1256 18S1 5W0 8S0 21W½ 10S0 + 12W0 2.5 22.5
21. Stepper, Matthias 1508 5S0 14W0 18S0 20S½ + 22W1 13W0 2.5 19.5
22. Goldmund, Heike 1000 8S0 + 11W0 16S0 23W1 21S0 17S½ 2.5 19.0
23. Henke, Marianne   + 15W0 14S0 18W0 22S0 17W0 19s+ 2.0 17.5