15. Stadtmeisterschaft Bad Neustadt / 5. Rhön-Open

Wie immer zum Jahreswechsel fand auch Ende 2002 wieder das traditionelle siebenrundige Turnier des Schachklubs Bad Neustadt statt, zum 5. Mal ausgetragen als Rhön-Open. Den wiederum gestiegenen Zuspruch dokumentierte ein noch einmal gewachsenes Starterfeld von 86 Teilnehmern, angeführt vom Titelverteidiger, dem Internationalen Meister Zbigniew Ksieski aus Polen. Ernsthafte Ambitionen auf den Gewinn des Wanderpokals konnten noch der mehrmalige Gewinner Fidemeister Wolfgang Riedel aus Gräfelfing und der erstmals teilnehmende russische Internationale Meister Alexander Maier anmelden.
Aus Meiningen nahmen auch dieses Mal gleich sechs Spieler teil. Mit Frank Jörges, Uwe Rößner, Jan Grube, Peter Lehmann und als "Newcomer" Siegfried Müller mit seinem ersten Einzelturnier nach über 20 Jahren war mehr als die halbe erste Mannschaft vertreten. Dazu kam noch Daniel Seifert. Neben dem Erwerb von Wettkampfpraxis war es natürlich das Ziel, möglichst weiter oben einzukommen, als die eigene Einstufung zu Turnierbeginn auswies.
Gleich in Runde 1 zogen Grube und Jörges gleich die "Hauptgewinne" in der Form, gegen die beiden Erstgesetzten zu spielen. Trotz tapferen Kampfes mußten sie sich schließlich geschlagen geben. Das gleiche Schicksal ereilte Rößner, der ebenfalls einen hochkarätigen Gegner gegenüber saß. Müller und Lehmann landeten Pflichtsiege. Wie schon im letzten Jahr konnte Seifert einen Paukenschlag landen, indem er seinen um über 40 Plätze weiter vorn eingestuften Gegner mit einem schönen Sieg in Grund und Boden spielte. Am zweiten Tag war Grube der Meininger Star mit einem Doppelsieg. Müller und Rößner holten je einen Punkt, während Jörges mit 1,5 Zählern ebenfalls aufhorchen ließ. Seifert mußte dann aufgrund seines Erstrundensieges weitere starke Gegner bespielen, konnte hier allerdings nicht überraschen. Lehmann erwischte gleich einen ganz schwarzen Tag. Nach der vorhersehbaren, aber viel zu schnellen Niederlage gegen den thüringer Spitzenspieler Äpfler wollte er gegen einen starken Nachwuchsmann zuviel. Statt seinen kleinen Vorteil auszubauen und zu nutzen überzog er und steckte damit die zweite Tagesniederlage ein. Mit zwei Mammutspielen konnte er jedoch am dritten Tag durch zwei Siege wieder Boden gut machen. Besonders interessant war die zweite Partie gegen den jungen Breitunger Kaiser, die erst durch ein spannendes Endspiel entschieden wurde. Müller und Grube erreichten an diesem Tag nur je einen halben Punkt, was angesichts der Qualität ihrer Gegner als Erfolg zu werten ist. Jörges brachte sich mit 1,5 Zählern in eine gute Position, um am Finaltag noch erfolgreich in den Kampf um das Preisgeld in der Kategorie <1800 Punkte eingreifen zu können. Rößner versuchte zwei Mal alles, kam aber nie über das Remis hinaus. Seifert schaffte es wiederum, am Vormittag einen weit höher gesetzten Gegner zu schlagen, hatte dafür am Nachmittag aber nicht mehr die nötige Konzentration für die ganz große Überraschung.
Dafür gelang ihm am letzten Tag noch ein schönes Remis trotz zwischendurch wesentlicher Stellung. Die erreichten 2,5 Zähler am Ende bedeuten jedoch einen großen Sprung nach oben in seiner Leistungszahl. Rößner hatte sich für den Finaltag noch einmal viel vorgenommen. Doch bereits in der Vormittagspartie ereilte ihn das Schicksal vom Vortag. Nachdem im Mittelspiel das Kampfgeschehen noch sehr wechselhaft gestaltet wurde, kam nach einem großen Abtausch wieder nur eine ausgeglichene Stellung heraus, die im Remis versandete. Nach so viel vergeblicher Anstrengung ist es nicht verwunderlich, daß auch in der Schlußrunde dasselbe Resultat wieder zu Buche stand. Er blieb damit etwas unter seinen Möglichkeiten. Auch Grube hatte am Vormittag gegen einen starken Gegner ein kräfteraubendes Spiel zu bestreiten. Die Niederlage war ebenfalls nicht dazu geeignet, nach sechs schweren Runden für das letzte Spiel ordentlich Selbstvertrauen zu tanken. Nach einem Remis standen 3 Punkte zu Buche, was ca. seiner Einstufung zu Beginn des Turniers entsprach. Jörges trat mit wesentlich mehr Optimismus an. Nach einem Unentschieden am Vormittag spielte er gegen einen starken Gegner in der Schlußrunde beherzt auf. Die Chance auf das Preisgeld vor Augen ging er dabei ein hohes Risiko ein und mußte sich nach großem Kampf schließlich doch geschlagen geben. Besser machte es Müller. Er holte am letzten Tag 1,5 Zähler, hatte dabei im letzten Spiel den vierten ELO-Zahlenträger im Turnier und holte souverän den Seniorenpreis. Herzlichen Glückwunsch. Lehmann schließlich wollte am letzten Tag auch noch einmal einen großen Sprung nach vorn machen. In einem nervenaufreibenden Endspiel in einem Fünfstundenmatch verpaßte er die kurzzeitige Chance, in ein besseres Endspiel einzulenken und mußte schließlich enttäuscht ins Remis einwilligen. Im letzten Spiel konnter er aber noch einmal alle Kräfte mobilisieren und einen schönen Sieg einfahren. 4,5 Punkte bedeuteten am Ende die meisten Zähler der Meininger, insgesamt wäre jedoch noch etwas mehr drin gewesen.
Den Turniersieg holte sich am Ende der Titelverteidiger Ksieski mit hauchdünnem Feinwertungsvorsprung glücklich vor Maier und dem stark aufspielenden Äpfler. Insgesamt ist das Turnier dank der hervorragenden Organisation der Bad Neustädter Schachspieler unter Wolfgang Poppe wieder sehr gut angekommen und beste Werbung für 2003.

Endstand:
 1. Ksieski, Z. (Polen)      5,5 (29,0)
 2. Maier, A. (Russland)     5,5 (28,5)
 3. Äpfler, C. (Leinefelde)  5,5 (28,5)
 4. Riedel, W. (Gräfelfing)  5,5 (26,0)
 5. Kasper, W. (Erlangen)    5,5 (24,5)
...
23. Lehmann, P. (Meiningen)  4,5
31. Müller, S. (Meiningen)   4,0
41. Jörges, F. (Meiningen)   3,5
51. Grube, Jan (Meiningen)   3,0
53. Kaiser, A. (Breitungen)  3,0
63. Rößner, U. (Meiningen)   3,0
66. Seifert, D. (Meiningen)  2,5
78. Kellner, R. (Schmalk.)   2,0

Peter Lehmann